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Achtung, hier handelt es sich um einen abenteuerlich gemeinten Thriller im Lesben-Roadmovie-Milieu! Es gibt also etwas jugendfreies Gefummel unter Frauen. - Handlung: Zwei Mädels, blond und dunkel und schwer verliebte Tankwärterinnen, verursachen einen Unfall und haben schon eine Leiche am Hals. Sie fahren mit ihr durch die Gegend. Die Blonde, im Überschwang der Gefühle, setzt ihr am Schrottplatz eine Krone auf. Die Leiche redet auf die Blonde ein (Achtung: ist nur Einbildung!). Drei halbstarke, anspruchsvolle, unzufriedene, böse Kunden machen ihnen das Leben schwer und wollen ihnen ihr sauer erhaltenes Geld abnehmen. Dazu schmeißen sie auch schon mal 'ne Parkbank über den Wellblechzaun.

Jeden Moment überfällt uns in GASOLINE ein neuer krampfiger Versuch, originell, dramatisch, bedeutungsschwanger oder abenteuerlich zu erscheinen. Das misslingt jedes Mal und die Selbstüberschätzung könnte fast erheitern, wenn nicht alles so pathetisch aufgetragen würde.

Damit überhaupt "dramatische" (eigentlich: "dramatisch misslungene") Szenen entstehen, macht das Drehbuch die zwei Heldinnen so unglaublich dumm, dass der Film auf zwei Ebenen versagt: die Handlung wird völlig unglaubwürdig und die Heldinnen grandios unsympathisch. (Sehen sie beim Autofahren nach vorn? Verstecken sie die Leiche? Bewahren sie das viele Geld auf? Nehmen sie den geliebten Hund mit? Benehmen sie sich mit einer Leiche im Kofferraum unauffällig, vermeiden sie es, auf der Fahrt Joints zu rauchen und Wodka ex zu trinken? Wollen sie erst Frieden stiften und schlagen dann zu? Machen Sie das Auto der Verfolger fahruntüchtig? Vermeiden Sie es, zur Leiche zurückzukehren? Arbeiten sie im Team? Reden sie miteinander? Lassen Sie die entsorgte Leiche zurück? - Jede dieser Fragen lässt sich mit "nein" beantworten.)

Damit nicht genug, wird die Blonde noch als unreife, lebensuntüchtige, unbeholfene, täppische, mutterfixierte, einfältige Zimperliese (neudeutsch: "Opfer") dargestellt, so dass sie in einer Liebesbeziehung völlig fehl am Platze erscheint, besonders wenn die Dunkelhaarige prinzipiell als das Gegenteil präsentiert wird (zwar nicht intelligenter, aber irgendwie tat- und entschlusskräftiger).

Dann gibt's noch die Bösewichte, die immer wieder auftauchen, so unwahrscheinlich das sein mag, und deren einziger Lebenszweck zu sein scheint, die Mädels durch's ganze Land zu verfolgen, überall zu finden und anzupöbeln. Leider sind wir aber nicht in Spielbergs DUELL. Hier agieren sie als lächerliche Nervtöter, sind überdreht inszeniert wie der ganze Film und bringen auch diese Ebene zum Versagen. (Und warum muss die böse Tussi die ganze Zeit filmen?) Zu ihrem ganzen Unfug passt die überflüssige, dilettantische "Autojagd", ebenso wie die lächerlichen Großaufnahmen der Bösewichte am Ende. Plötzlich glotzen sie großäugig, als hätten sie Gefühle, angesichts einer von Antonioni geklauten Zeitlupensequenz, die allerdings vom Vorbild nichts verstanden hat, weder vom Tondesign, noch vom Rhythmus oder der Aussage. GASOLINE gehört eigentlich zum Genre "Schülerfilm"; damit ließe sich viel erklären.

Die Regisseurin hat 6 Jahre nach diesem "Spielfilmdebüt" noch eine einzige Folge einer TV-Serie inszeniert. Können wir daraus folgern: "Beruf verfehlt"?

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