"Der schwarze Mustang" scheint auf den ersten Blick ein klassischer B-Western zu sein, der mit reichlich Getöse und einer Reihe von Verfolgungsjagden und einem Showedown am Ende seine mehr als einmal erzählte Geschichte herunterspult.
Und tatsächlich beginnt der Film actionreich. Eine Bande Rechtloser um den Banditen Clay Anderson überfällt die Bank einer kleinen Stadt im Wilden Westen. Außerhalb der Stadt trennen sich die Verbrecher und jeder verschwindet mit einem Teil der Beute in eine der verschiedenen Himmelsrichtungen. Dann aber lahmt das Pferd des Anführers (es war in der Eingangssequenz spektakulär gestürzt) und er sieht sich allein in der Wildnis der drohenden Verhaftung durch den Sheriff gegenüber.
Dazu kommt es aber zuerst nicht und hier beginnt der Film die eingetretenen Pfade wohltuend zu verlassen. Ein netter Junge ("Dodie" Jarret), der auf einer Farm in der Nähe wohnt, lädt Clay Anderson ein, ihn dorthin zu begleiten. Dort begegnen sie einer schönen Frau, die Clay anfangs für die Schwester des Jungen hält. Erst als der Vater zurückkommt erfährt er, dass dies dessen zweite Frau Peg Jarret ist. Bei dem Vater handelt es sich um den Prediger Hollis Jarret, der neben der Wirtschaft auf der Farm dabei ist, eine Kirche zu bauen.
Schon bald ist Hollis klar, wer bei ihm unter falschem Namen Unterschlupf gefunden hat. Von seiner Frau zur Rede gestellt, entschließt er sich aber, Anderson auf der Farm wohnen zu lassen, bis dessen Pferd wieder geritten werden kann. Zusätzlich nimmt er sich vor, den Verbrecher zum Guten zu bekehren...
Der Film hat seinen deutschen Verleihtitel nach dem starken Dingsymbol erhalten, das ungefähr in der Mitte des Films auftaucht, ein wilder schwarzer Mustang, der sich von seinem Besitzer (einem Nachbarn der Jarrets) nicht bändigen lässt. Clay Anderson schlägt vor, das Tier zu erschießen, da es ja zu nichts mehr tauge. Er wird eines besseren belehrt, denn "in jedem Wesen steckt auch etwas Gutes" (so der Prediger, der das Tier kurze Zeit später kauft). Und schließlich muss Anderson erkennen, dass ihn mehr mit dem Tier verbindet, als ihm lieb ist.
Ohne zu viel zu verraten, bekehren am Ende des Films ein spannender Showdown und ein sprichwörtliches Wunder den Verbrecher und der Prediger behält mit seiner Einschätzung recht.
Die mir zum größten Teil unbekannten Schauspieler machen einen richtig guten "Job". Da merkt man, dass manches gute Talent leider nie aus den Niederungen der B-Movies herausgekommen ist. Mir gefielen vor allem die gut besetzten Hauptrollen, Macdonald Carey als Prediger und Skip Homeier als Outlaw. Das gute Drehbuch (von Barry Shipman), das trotz weniger Action keine Längen kennt, hilft den Akteuren, gut vor der Kamera auszusehen.
Dem Filmjuwelen-Verlag sei Dank gezollt, diese fast vergessene Westernperle wieder ausgegraben und veröffentlicht zu haben. Es ist nur schade, dass in der mir vorliegenden Fassung kein Originalton beigefügt ist.