Leidlich unterhaltsamer, aber dennoch sehr interessanter, da reichlich ungewöhnlicher Film! Spannung ist im Grunde keine vorhanden, aber dafür entschädigt der schräge 70s Flick mit gelungener Photographie, teils wirklich wunderschönen Bildern und bisweilen auch sehr skurrilen und bizzaren Einfällen. In erster Linie von Dialogen getragen und vom Aufbau her als kleinschrittige Schnitzeljagd angelegt entstehen immer wieder mal Längen, die grundsätzlich aber noch erträglich sind. Auf jeden Fall ist "Lifespan" grundsolide inszeniert und in technischer Hinsicht handwerklich sehr ordentlich gemacht. Filme dieser Art werden heute schlicht nicht mehr gedreht und auch innerhalb der 70er Jahre bietet sich ad hoc keine Produktion zum Vergleich an.
Für einen handfesten Thriller fehlt es natürlich von Anfang bis Ende an Thrill, für ein ernstzunehmendes Drama sind die Charakterzeichnungen und die Behandlung der Thematik schlechterdings zu oberflächlich. Am ehesten passen noch die Schubladen Krimi oder Giallo. Im positiven Sinn entzieht sich "Lifespan" aber einer Kategorisierung und man kann, wie bereits erwähnt, dem Film eine geradezu kompromisslose Eigenständigkeit bescheinigen. Obwohl Kinskis Rolle durchaus handlungstragend ist, ist diese seltsamerweise eher als Nebenrolle angelegt. Dennoch ist seine Performance unbedingt sehenswert. Den meisten der übrigen Figuren kommt dagegen innerhalb der Story nicht wirklich eine tiefere Bedeutung zu und doch wirken sie in ihrer Unscheinbarkeit sehr glaubhaft und paradoxerweise geradezu faszinierend.
Ein seltsames, gelegentlich sogar poetisches Werk, welches für das Gros der Zuschauer vermutlich jedoch zu unkonventionell und unverbindlich, für ein Arthouse-Publikum nicht tiefgründig genug und für Liebhaber der genannten Genres schlicht zu langweilig ist. Wer es jedoch sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch gerne ungewöhnlich, melancholisch, ominös und morbide mag, der sollte dieses Kuriosum wenigstens ein Mal gesehen haben. Absolut hörenswert ist ferner der unheimliche Soundtrack von Tastenmann Terry Riley, welcher auch jeden altmodischen Horrorfilm adeln würde.