Review

„Die Geschichte der Menschheit ist eine Geschichte der Selbstzerstörung.“

„Der 27. Tag“ ist ein Science-Fiction-Film des US-Regisseurs William Asher („Night Warning“) aus dem Jahre 1957. Er basiert auf einem Roman John Mantleys.

„In 27 Tagen sollen wir lernen, Frieden zu halten, nachdem uns das in vielen Tausenden von Jahren nicht gelungen ist…“

Der US-amerikanische Journalist Jonathan Clark (Gene Barry, „Kampf der Welten“), die Britin Eve Wingate (Valerie French, „Der Mann ohne Furcht“), der deutsche Wissenschaftler Prof. Klaus Bechner (George Voskovec, „Die 12 Geschworenen“), der russische Soldat Ivan Godofsky (Azenath Janti, „Wenn man Millionär wär'“) und die chinesische Landwirtin Su Tan (Marie Tsien, „Die linke Hand Gottes“) werden von einem humanoiden Außerirdischen (Arnold Moss, „Viva Zapata!“) entführt und auf sein Raumschiff portiert. Dieser eröffnet der Fünfergruppe, dass seine Spezies einen neuen Heimatplaneten suche und die Erde auserkoren habe, da ihr eigener Planet in 30 Tagen untergehen werde. Da es ihrem Moralkodex widerspreche, die Erde gewaltsam einzunehmen, drückt er den fünf Erdlingen jeweils eine Kapsel in die Hand, die Massenvernichtungswaffen enthalten. Bleiben diese durch die Menschen innerhalb der nächsten 27 Tage unbenutzt, ist die Menschheit gerettet – und wenn nicht, finden die Extraterrestler einen von der Menschheit gesäuberten Planeten zur Besiedelung vor. Man vertraut dabei auf die Aggression der menschlichen Spezies und streut auf Erden die Information, dass eben jene fünf Bewohner diese große Verantwortung mit sich tragen. Daraufhin sind diese ihres Lebens nicht mehr sicher…

„Ich hab‘ nicht gewagt zu telegraphieren!“

Ashers Film ist eine Low-Budget-Produktion, die einige Szenen aus anderen Science-Fiction-Filmen entlehnt und selbst in Sachen Schauwerte oder klassischer Sci-Fi-Elemente nicht viel zu bieten hat. Dies ändert indes nichts am interessanten Gedankenspiel, das der Handlung zugrunde liegt. Die Entführung wird ansehnlich mit expressionistischen Schatten inszeniert und die unterschiedlichen Muttersprachen der fünf Auserwählten werden mit unterschiedlichen Akzenten verdeutlicht (und so zugleich die Sprachbarriere umgangen). Die damals üblichen eingeblendeten Zeitungsschlagzeilen sind kurioserweise alle auf Englisch, ganz gleich, aus welchem Erdteil sie stammen.

„Das ist Rock’n’Roll.“ – „Rock’n’Roll?“ – „Das ist Musik, Sie werden lachen…“

Leider verflacht der Film recht schnell. Die Chinesin kann mit dem Druck nicht umgehen und begeht schon früh Harakiri, eine obligatorische Romanze darf nicht fehlen. Das Genick bricht Ashers Film eine völlig idiotische Wendung mit eindimensionalem Gut-Böse-Schema, das aus „Der 27. Tag“ auch Jahre nach Stalins Tod einen antisowjetischen Propagandafilm und somit ein typisches US-Produkt des Kalten Kriegs macht. Über weite Stecken erinnert das Geschehen mehr an einen Spionagestreifen denn an einen Science-Fiction-Film. Kurz vorm sehr naiven, peinlich generösen Ende bekommt man noch ein wenig pseudowissenschaftliche Litanei zu Gehör. Gegenüber der (mir unbekannten) literarischen Vorlage hat man das Drehbuch offenbar auf ziemlich ärgerliche Weise stark modifiziert, anstatt zu versuchen, sich dessen gesellschaftlichen Zündstoff bergendes Potenzial auf intelligente Weise zunutze zu machen – beispielsweise indem man die Handlung (wie von Dr. Rolf Giesen im Audiokommentar der Anolis-Blu-ray vorgeschlagen) auf Denunziation aufbaut, ohne zunächst preiszugeben, wer die verheerenden Waffen erhalten hat.

„Demokratien lieben den Frieden!“

Was, ähnlich wie „Der Tag, an dem die Erde stillstand“, zu einem klugen, humanistischen Plädoyer hätte werden können, verkommt in dieser Form leider zu einem Ärgernis und führt seine Grundidee weitestgehend ad absurdum.

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