"Rambo" dürfte wohl das Aushängeschild in Ted Kotcheffs (Immer Ärger mit Bernie, Eiskalte Wut) Filmographie sein. Mit "The Shooter" liefert er eine durchweg solide Leistung ab, am Drehbuch schrieb der damals noch unbekannte Billy Ray (Volcano, State of Play) mit. Hauptdarsteller Dolph Lundgren (Universal Soldier, Showdown in Little Tokyo) war schon seit geraumer Zeit in den B-Bereich abgerutscht, konnte sich dort jedoch mit ordentlichen Beiträgen über Wasser halten. Und gerade nach dem lahmen "Pentathlon" ist "The Shooter" wieder eine großer Steigerung.
In New York fällt der kubanische Botschafter einem Attentäter zum Opfer, gerade jetzt wo Kuba und die USA Frieden schließen wollen. In Verdacht hat Sicherheitschef Dick Powell (Gavan O´Herlihy) die ehemalige Attentäterin Simone Rosset (Marushka Detmers). Die lebt zur Zeit in Prag und genau dort soll der Friedensgipfel stattfinden. US-Marshall Michael Dane (Dolph Lundgren) und sein Mentor Alex Reed (John Ashton) sollen Simone einfangen. Dies gelingt nach einigen Schwierigkeiten, doch Simone beteuert ihre Unschuld und Dane beginnt das ganze Unterfangen zu hinterfragen. ist er etwa in ein politisches Komplott geraten ?
Zumindest die Story kann ein wenig überraschen, denn statt des üblichen Breis, darf man sich auf einige Wendungen freuen. Dem Zuschauer fällt es wahrlich schwer zu entscheiden, auf welcher Seite die Attentate in Auftrag gegeben werden. Steckt der unsympathische Powell dahinter, oder der neue kubanische Botschafter Torena (Simón Andreu) mit seinem Lakai Belagdo (Pablo Scola). Beide Parteien werden durch einige Hinweise verdächtig und Dane steht schnell zwischen den Fronten. Auch die Charaktere sind erfreulich gut ausgearbeitet. So erfahren wir, dass Dane seine Mutter 1969 in Prag verlor und Alex Reed als eine Art Pflegevater aushalf. Nun arbeiten die Beiden zusammen für Powell und es gestaltet sich schwieriger als gedacht, an Simone heranzukommen. "The Shooter" könnte ein wenig schneller ins Geschehen finden, gerade die Observierung von Simone nimmt zuviel Zeit in Anspruch und richtige Actionszenen sind dort nicht zu finden. Der Zuschauer weiss auch im Vorhinein, dass Simone für das Attentat nicht verantwortlich war. Nach einer halsbrecherischen Jagd kann Dane die hartnäckige Simone einfangen. Er beginnt nicht nur zu zweifeln, sondern verguckt sich auch in sie. So bleibt die erste Halbzeit ein wenig zäh, doch Kotcheff tritt dafür später um so mehr aufs Gas.
Gedreht wurde "The Shooter" komplett im Ostblock, es herrscht ein wenig Monotonie, dennoch stört es kaum. Man wird dafür mit einigen brauchbaren Actionszenen entschädigt. Kleinere Kloppereien, Shootouts oder Verfolgungsjagden stehen auf dem Programm. Leider kommen Dolphs Kampfkünste so gut wie gar nicht zu Geltung, einen richtigen Zweikampf hat er nicht zu bestehen. Aber die Schießereien wissen zu gefallen, besonders als Dane und Simone auf der Strasse von zwei Autos abgepasst werden und sich der Schergen beidhändig ballernd entledigen müssen. Die zahlreichen Verfolgungsjagden, ob mit dem Auto oder zu Fuss, sind ebenfalls schick gemacht. Mit Brutalitäten wird jedenfalls nicht gegeizt, was zahlreiche blutige Einschüsse bestätigen. Nur vom Finale hätte ich mir ein wenig mehr erhofft, die Lösung des Problems ist ziemlich brachial und kaum glaubwürdig. Auch erbringt Dolph Lundgren nicht gerade eine Glanzleistung, er war schon motivierter am Werk. Maruschka Detmers (Die Piratin, Höllenglut) bleibt auch ein wenig blass, John Ashton (Beverly Hills Cop, Instinkt) ist passabel, während Gavan O´Herlihy (Death Wish 3, The Descent 2) seine Rolle gut ausfüllt.
"The Shooter" ist in der ersten Halbzeit ein wenig schwerfällig, überrascht aber mit einer wendungsreichen Story. Die Actionszenen hinterlassen einen guten Eindruck, es dürfte jedoch mehr davon geben. Solide spannend ist das Ganze auf jeden Fall und unterhaltsam allemal.