Genesis – der dritte Teil von Nacho Cerdas Todestrilogie.
SPOILER.1998, vier Jahre nach Aftermath und 8 Jahre nach Awakening, drehte Cerda Genesis, den teuersten Teil seiner Trilogie. Wieder geht es um den Tod, diesmal jedoch nicht um eine spirituelle oder physische Komponente, sondern um das „Nachleben“, um die romantische Komponente.
Ein junger namenloser Mann, wieder von Pep Tosar, den wir als kranken Pathologen aus Aftermath kennen, gespielt, verliert seine große Liebe bei einem Autounfall. Danach ist er völlig einsam, sein letztes verbleibendes Glück ist eine Skulptur seiner Freundin, die er angefertigt hat. Doch diese fängt bald an zu bluten, verwandelt sich langsam zurück in Fleisch und Blut, während der Mann selber langsam zu Stein wird. Am Ende ist seine Freundin wieder am Leben und er wird zu Stein...treffen können sie sich nicht mehr.
Pep Tosar war gar nicht vorgesehen für diese Rolle, auch wenn das logisch erscheint. Nacho Cerda ließ ihn aber sein Drehbuch zu Genesis lesen und war von der Idee, Pep in einer anderen Rolle zu zeigen, spontan angetan. Wieder hatte man lediglich 9 Tage Drehzeit zur Verfügung, nur die Traumsequenzen wurden 2 Monate später nachgedreht und in den Film eingefügt. Das erinnert stark an Aftermath, zu dem Nacho Cerda unbewusst einige Parallelen aufgebaut hat, wie er selbst sagt. Beispielsweise den Sauberkeitsfimmel des Hauptakteurs. Aber es gibt deutliche Unterschiede. Dieser Film ist natürlich weit weniger brutal, vielmehr lyrisch und noch ein Stück künstlerischer als Aftermath. In Aftermath war die Story dreckig, dafür die Optik sehr sauber und steril. Umgekehrt bei Genesis: Die romantische Liebesgeschichte ist sauber und rein, während die Umgebung des Films widerlich und dreckig ist.
Wieder liegt ein Stummfilm vor, das scheint Nacho zu gefallen. Er bezeichnet das selber als eine Art Stilmittel, um die Einsamkeit, die in allen drei Filmen eine Rolle spielt, darzustellen. Denn was spiegelt Einsamkeit besser wider als Sprachlosigkeit?
Im Gegensatz zu Aftermath wurde keine Location gemietet, diesmal wurde ein Set errichtet, denn eine passende Umgebung, die Cerdas Ansprüchen gerecht wurde, konnte nicht gefunden werden.
„Genesis – die Geschichte von zwei Menschen, die sich nicht treffen können“ ist eine bizzarre und tiefgründige Geschichte eines unglücklichen Liebespaares, das gewaltsam voneinander getrennt wurde und nicht mehr zusammenfinden wird. Was genau ausgesagt werden soll, erfährt der Zuschauer nicht, nicht einmal nach Anhören des Audiokommentars von Cerda ist man schlauer. Ich persönlich finde die Vorstellung, dass der Mann seine Frau wieder zum Leben erwecken will und dafür sein eigenes hergibt, äußerst romantisch. Ob das so gemeint war, ist unklar. Ebenso unklar ist mir, wieso er in der Traumsequenz im Auto sitzt und nicht seine Liebe. Vielleicht soll das den sich ereignenden Rollentausch der Geliebten demonstrieren.
Fazit: Eine starke Kurzfilmtrilogie über den Tod geht mit Genesis zu Ende und konnte vor allem durch Ästhetik und Liebe zum Detail überzeugen. Genesis ist ein weniger blutiger Film, dafür auf seine ganz eigene Weise romantisch und ergreifend. An die Perfektion von Aftermath kommt er nach meiner Meinung allerdings nicht heran, dafür ist die Story zu undurchsichtig, zuviel wird den Überlegungen des Zuschauers überlassen. Den Anspruch einer Story erhob Aftermath gar nicht wirklich, andere Dinge standen im Vordergrund, die nahe an der Perfektion umgesetzt wurden. Deswegen einen Punkt weniger für Genesis. 7 Punkte. Euer
Don