Review

Meine erste Begegnung mit Amando de Ossorios reitenden Leichen war im Nachtprogramm von RTL (Plus), im Rahmen von Hildes wilder Horrorshow, präsentiert von der wilden Hilde, einer teutonischen Elvira für ganz, ganz Arme. Und ich verliebte mich sofort. Nicht in die Hilde, Gott bewahre, sondern in die reitenden Leichen & ihren (ersten) Film. Danach kaufte ich mir das britische Redemption-Tape, das ein paar Mal durch das Abspielgerät rattern durfte, bis ich den Kreaturen ihre wohlverdiente Ruhe gönnte.

Jetzt hat es mich aber doch unwiderstehlich gejuckt & ich riskierte nach vielen, vielen Jahren wieder einen Ausflug nach Bersano. Zu den alten, halb verfallenen Gemäuern voller knarrender Türen, dichter Spinnweben & bedrohlicher Schatten, zum angrenzenden Friedhof mit seinen schwankenden Kreuzen & wabernden Nebeln, zu den knochigen Gesellen, welche die Grabplatten zur Seite schieben, sich aus ihren Gräbern schälen & ihre Skelettpferde besteigen, um sich ihre Opfer zu holen. In Zeitlupe.

Die reitenden Leichen sind wohl die coolsten Zombies. Sie sind blind & orientieren sich ausschließlich mit ihrem feinen Gehör, das sogar ängstliche Herzschläge wahrnehmen kann. Einige der fleischlosen Schädel zieren zerzauste Bärte, ihre knochigen Überreste stecken in halbvermoderten Kutten & manchmal beißen sie ihre Opfer nicht zu Tode, sondern machen ihnen mit ihren Schwertern den Garaus. Sie haben alle Zeit der Welt & egal wie langsam sie schlurfen oder "galoppieren", es gibt kein Entkommen vor ihnen.

Der Streifen hat ein paar schaudererregende Set-Pieces. Virginia (María Elena Arpón) allein in der Burg, der erste Auftritt des blinden Horrors, das creepy Schaufensterpuppen-Atelier von Betty (Lone Fleming), die Leichenhalle mit dem schrulligen Assistenten, Roger (César Burner) vor der verschlossenen Tür (mit Catfight hinter der verschlossenen Tür), der gnadenlose Showdown & das denkwürdige Kreisch-Ende im & um den Zug. Dieser Film hat mich mit seiner grandiosen Stimmung sofort wieder wohlig eingelullt & mich willkommen geheißen, als ob seit unserer letzten Begegnung nicht zweieinhalb Jahrzehnte, sondern bloß ein paar Wochen vergangen wären. Ein schaurig-schönes Wiedersehen.

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