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Nach "Fearless Hyena" stellt The Young Master die zweite Regiearbeit von Jackie Chan dar. Nach dem anhaltenden Erfolg seiner Filme bekam er ein deutlich höheres Budget von Golden Harvest zugestanden und konnte sich noch intensiver mit der Inszenierung befassen. Lo Weih, der Jackie einst zum neuen Bruce Lee formen wollte, war mit dessen Weggang nicht einverstanden und hetzte die Mafia auf ihn um doch noch einen Vertrag zu unterscheiden. Glücklicherweise kam Jackie über die USA und ein paar dort produzierten Flops schnell nach Hongkong zurück und setzte seine Karriere fort.

The Young Master ist ein typischer Vertreter der damals extrem populären Kung Fu Komödien im klassischen Gewand, was Überraschungen zwar schmerzlich vermissen lässt aber durch die routinierte Umsetzung wieder ausgeglichen wird. Dass Jackie hier deutlich mehr Geld zur Verfügung hatte zeigt sich schon bei der Auftaktssequenz, in der zwei Kung Fu Schulen im Löwentanz gegeneinander antreten. Die Sets sind größer und auch die Ausstattung wirkt üppiger als in früheren Filmen, zudem hatte Jackie bei der Umsetzung seiner Kampfszenen mehr Zeit als gewöhnlich. Das sieht man besonders bei der genialen Fächerkampfszene, die nur extrem aufwändig umzusetzen war und über 300 Takes brauchte bis man sie schließlich im Kasten hatte.

Die Story betritt zwar nicht wirklich Neuland, macht zunächst aber einen sehr interessanten Eindruck. Wie schon erwähnt treten zwei Kung Fu Schulen beim Löwentanz gegeneinander an, jedoch verletzt sich der wichtigste Teilnehmer der Tien Schule kurz vor Beginn. Sein Freund Dragon muss einspringen, auch wenn er Tiger nicht ganz das Wasser reichen kann. Mitten im Wettkampf stellt sich heraus das Tiger unter dem Kostüm der rivalisierenden Schule steckt. Als sein Meister den Verrat aufdeckt, verstößt er seinen Lieblingsschüler. Der versucht bei einer feindlichen Kung Fu Schule unterzukommen und wird dabei in einen Strudel der Kriminalität gezogen. Als sich sein Freund Dragon auf die Suche macht, wird er verdächtigt für die Straftaten des Freundes verantwortlich zu sein, weil er ebenfalls einen Fächer im Kampf verwendet…

Leider rückt die zu Beginn interessante Handlung um die Kung Fu Schule, den verstoßenen Schüler und seinen Meister nach dem Weggang Tigers schnell in den Hintergrund. Schade, denn gerade die Konstellation zwischen Meister und seinen Schülern war sehr reizvoll dargestellt und hätte durchaus noch mehr Potential geboten. Der Rest des Films wird nur von seinen Kampfszenen zusammengehalten, weil sonst auch kaum noch was passiert. Ein Highlight ist aber noch der Auftritt von Yuen Biao und Shih Kien, der seinen Vater den Polizeikommissar spielt. Neben dem lustigen Verwirrspiel in der sich Jackie mal wieder recht begriffsstutzig zeigt und der anschließenden Verfolgungsjagd ist vor allem der Kampf mit Yuen Biao legendär. Der hier noch sehr junge Biao tritt mit einer Holzbank gegen Jackie an, der sich aber nur schwer zu verteidigen weiß. Die Szene ist nicht nur ungemein witzig, sie wurde auch erstklassig choreographiert und avancierte zurrecht zum Klassiker.
Nicht wirklich störend, aber schon auffällig ist das ziemlich viele Actionszenen beschleunigt ablaufen. Das zeigt sich besonders bei den Massenszenen, z.B. als die Kriminellen ihren Meister befreien. Wahrscheinlich wollte man damit die Fights noch intensiver wirken lassen, mit zumindest zweifelhaftem Ergebnis.

Rekordverdächtig ist auch der 20 Minuten dauernde Showdown, jedenfalls was seine Länge anbelangt. Hapkido-Experte Whong In Sik hinterlässt als Bösewicht ordentlich Eindruck und ist Jackie über weite Strecken klar überlegen. Der schaltet erst zum Schluss den Turbo ein, betankt sich in bester Drunken Master Manier mit Alkohol und putzt seinen Widersacher schließlich weg. Dennoch verläuft nach meinem Geschmack alles etwas zu monoton, den Jackie setzt lange Zeit nichts entgegen um den überlangen Fight in irgendeiner Form interessant halten. Optisch bietet der Schlusskampf auch nur auf Seiten von Whong In Sik Schauwerte, denn Jackie schlägt eigentlich nur wild um sich. Dafür schmerzt es schon beim zusehen wie Jackie hier Prügel kassieren muss, besonders die Grifftechniken kommen sehr realistisch rüber. Dennoch, eine etwas ausgefeiltere Choreographie wäre aufgrund der extrem langen Laufzeit hier einfach Pflicht gewesen.

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