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Lick the Star heißt rückwärtsphonetisch kill the rats. In Sofia Coppolas Regiedebüt geht es um eine Gruppe Siebtklässlerinnen und deren Anführerin Chloe. Die Mädels kommen auf den grotesken Plan, ihre sexistischen männlichen Mitschüler in der Kantine schrittweise mit kleinen Dosierungen Rattengift zu verseuchen. Dummer Plan, der letztendlich bewirkt, dass Chloe vom Thron der Hishschool-Queen gestoßen wird und zur absoluten Außenseiterin verkommt. Insider werden zu Outsidern, Outsider zu Insidern, Cliquen formieren sich neu. Dies ist, so sagt uns die Ich-Erzählerin, Alltag an Highschools: der immer gleiche Trott aus Oberflächlichkeiten und Rivalitäten, und nur die Akteure wechseln.
Es ist in der Tat eine simple und leicht holprig dargebotene Geschichte, die LICK THE STAR in nur 15 Minuten erzählt. Es wirkt wie im Zeitraffer aneinander gereihte Handlungspunkte. Eine Vertiefung von Ereignissen findet nicht statt. Aber das ist auch nicht das Ziel von Sofia Coppola., denn ihr Kurzfilm soll inhaltlich primär als Collage von Highschool-Problemen funktionieren. Und so gibt es hier auch überall Kleinigkeiten zu entdecken, die eben das thematisieren. Der Film wirkt wie eine Sammlung von Impressionen des Schulalltags in einer immer egoistischer und oberflächlicher werdenden Zeit.
Zusammengehalten wird das Ganze meiner Ansicht nach primär nicht durch die simple Erzählung, sondern dadurch, dass Sofia Coppola hier einen ruhigen, fast schon meditativen filmischen Fluss hinbekommen hat. LICK THE STAR wirkt verträumt und viele Bilder besitzen einen beinahe-surrealistischen Touch. Die Schwarzweiß-Optik verstärkt dieses Gefühl noch. Nebenbei: starke Parallelen zu THE VIRGIN SUICIDES sind sowohl auf inhaltlicher als auch auf filmischer Ebene festzustellen. Diesen Kurzfilm kann man also guten Gewissens als stilprägend bezeichnen. Schon hier beweist Sofia, dass sie einen guten Blick für die stimmungsvolle, faszinierende visuelle Darstellung von alltäglichen/profanen Dingen besitzt. Das Kreieren der ihr eigenen Atmosphäre hat sie hier begonnen, in THE VIRGIN SUICIDES verfeinert und dann in LOST IN TRANSLATION perfektioniert.
LICK THE STAR ist in erster Linie ein Film für Fans von Frau Coppola.

Fazit: Nette kleine Fingerübung der Frau Coppola.

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