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„Ich wünsch' dir 'n schönen Tag!“

Nach den von einem fürchterlichen, tödlichen Unfall überschatteten Dreharbeiten zum „Twilight Zone“-Spielfilm und seinem Musikvideo zu Michael Jacksons „Thriller“ drehte US-Regisseur John Landis „Kopfüber in die Nacht“. Die Actionkrimikomödie kam Anfang des Jahres 1985 in die Kinos.

„Wo laufen wir hin?“ – „Na, erst mal weg!“


Der in Los Angeles lebende Ed Okin (Jeff Goldblum, „Die Körperfresser kommen“) leidet unter Schlafstörungen und hadert mit seiner Ehe. Auch sein Job als Ingenieur leidet darunter. Nachdem er seine Frau (Stacey Pickren, „Runaway Train“) im gemeinsamen Zuhause beim Fremdgehen erwischt hat, springt er ins Auto und fährt Richtung Flughafen, noch kein festes Ziel vor Augen – Hauptsache weg. Im dortigen Parkhaus überfallen persische Mafiosi ein Paar: Den Mann bringen sie um, die Frau (Michelle Pfeiffer, „Scarface“) kann sich losreißen und fliehen – zu Ed ins Auto. Sie stellt sich ihm als Diana vor und er fährt sie nach Hollywood, wo sie lebt. Doch der Spuk ist noch lange nicht vorbei: Stets die Verfolger an den Fersen, beginnt eine sich über eineinhalb Tage ziehende Verfolgungsjagd quer durch L.A., während der Ed Diana näher kennenlernt und zu beschützen versucht…

„Ich muss Ordnung in dieses Chaos bringen!“

Noch vor Martin Scorseses nicht ganz unähnlichem „Die Zeit nach Mitternacht“ erschienen, setzt sich „Kopfüber in die Nacht“ zwischen die Stühle eines ernstzunehmenden, bedrohlichen Actionkrimis, einer komödiantischen Parodie eines solchen und eines Porträts L.A.s und seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Der Titelsong ist ein cooler, poppiger Bluesrocker von niemand Geringerem als Blues-Legende B.B. King, das über den Film verteilt wiederkehrende Musik-Thema ist 80s as fuck und als ersten Eindruck L.A.s platziert Landis den Stau im morgendlichen Berufsverkehr. Die Wohnung, in die Ed seinen unverhofften Schützling bringt, ist die ihres Bruder Charlie (Bruce McGill, „Ich glaub’, mich tritt ein Pferd“) und vollgestopft mit Elvis-Devotionalien. Charlie kreuzt dann auch bald in Elvis-Montur und herumschimpfend auf. Da Eds Auto abgeschleppt wurde, schnappts man sich Charlies herrlich protzigen Cadillac. Während der Film mit derartigen Skurrilitäten und der damit verbundenen Coolness (sowie mit ein paar kurzen Nacktszenen) unterhält, generiert er Spannung aus der Frage, wer genau und aus welchen Gründen hinter Diana her ist.

Bis sie sich Ed offenbart, lässt sich die überraschend langsam erzählte Handlung einige Zeit. Smaragdschmuggel ist dann das Stichwort, und es geht umso turbulenter weiter. Colin Morris (David Bowie, „Der Mann, der vom Himmel fiel“) vom FBI hält Ed für ein Mitglied des iranischen Geheimdiensts, was seine Situation nicht vereinfacht, und er erfährt zusammen mit dem Filmpublikum nach und nach immer mehr über diese Frau, die eine Spur der Zerstörung hinter sich herzieht. „Kopfüber in die Nacht“ steckt voller Reminiszenzen ans Actionkino, im Fernsehgerät in einer Wohnung läuft allerdings mit „Abbott und Costello treffen Frankenstein“ eine Horrorklassiker-Persiflage, deren Humor sich mit Landis‘ decken dürfte. Wobei, „Kopfüber…“ ist zwar eine Komödie, aber keine zum befreiten Loslachen. Vielmehr verfügt sie auch über einige Härten und gegen Ende gibt’s ein kräftiges Geballere und weitere Tote. Die ganze Story ist eigentlich ein ziemlicher Humbug und könnte auch fesselnder erzählt sein. Eventuell hat sich Landis etwas zu sehr darauf konzentriert, möglichst viele Gastauftritte von Kollegen wie David Cronenberg, Don Siegel, Jim Henson, Rick Baker, Jack Arnold und weiteren inklusive seiner Selbst unterzubringen und dabei die Dramaturgie innerhalb der immerhin 115 Minuten Laufzeit außer Acht gelassen.

Über die Cameos hinaus punktet der Film aber zweifelsohne auch mit seinem ‘80er-Stadttrip-Flair, einer erfrischenden, aufgeweckten, jungen Michelle Pfeiffer, hochkarätig besetzten Nebenrollen und einem beeindruckenden Ami-Schlitten nach dem anderen. Goldblum muss in erster Linie ungläubig und übermüdet aus der Wäsche gucken, was in dieser Kombination auch schon mal sediert wirkt. Obschon ich über weite Strecken etwas unterwältigt war, handelt es sich doch eigentlich um einen ausgesprochen netten Film – insbesondere mit seiner scheinbar finalen Pointe, die anschließend ein unnötiges Hyper-Happy-End leider konterkariert.

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