Seit nunmehr schon über einem Jahr vergammelt dieses Gangsterdrama für den deutschen Zuschauer fast unbeachtet in den Importregalen der Händler und Videotheken. Man könnte Stander versehentlich für einen B-Actioner halten, der aufgrund mangelnder Qualität nie den weg in die Kinos oder auf eine deutsche DVD geschafft hat. Doch viel weiter von der Wahrheit könnte diese Vermutung eigentlich gar nicht sein.
Der Film spielt im Johannesburg der siebziger Jahre und erzählt die wahre Geschichte von Detective Andre Stander (Thomas Jane), frisch verheiratet tut er gewissenhaft seine Pflicht als Gesetzeshüter. Bis er eines Tages während eines Volksaufstandes einen unbewaffneten Zivilisten erschießt. Er weigert sich weiter diese Art von Dienst zu tun und muss feststellen, dass der gesamte Rest der südafrikanischen Polizei eher damit beschäftigt ist das Volk im Zaum zu halten als Verbrecher zu fangen. Spontan raubt Stander in der Mittagspause eine Bank aus und es wird bei weitem nicht die Letzte bleiben. In den kommenden Jahren mausert sich Stander, nach einem kurzen Zwischenstopp im Knast zum meistgesuchten Verbrecher des Landes und zu einem heimlichen Volkshelden zugleich.
Nach einer kurzen Einführung ins Arbeits- und Privatleben der Hauptfigur geht es beim Volksaufstand gleich knallhart zur Sache und Erinnerungen an Black Hawk Down werden wach. Der Film wirkt sehr teuer und aufwendig, hauptverantwortlich hierfür ist die tolle Kamera die wirklich einige bemerkenswerte Bilder einfängt, wie den Hubschrauberflug über die Aufständigen oder die Fahrt der Stander-Gang mit ihrem knallgelben Porsche durchs südafrikanische Hinterland. Auch in den, zugegeben recht wenigen, Actionszenen stechen immer wieder nette Kameratricks ins Auge, wie zum Beispiel eine Einstellung bei der die Kamera während einer Verfolgungsjagd in eine Draufsicht fährt, dann über diese hinauskippt um einen herumschleudernden Wagen quasi kopfüber weiterzufilmen. Der Schnitt sorgt für Tempo und Timing ist allerdings nie übertrieben verspielt oder gar hektisch. Untermalt wird das ganze von sehr stimmigen Musikkompositionen, die das siebziger bzw. achtziger Flair perfekt einfangen (zusammen mit den Frisuren natürlich) und zudem mit lokalen afrikanischen Klängen verfeinert wurden. Insgesamt wirklich ein wirklich individueller und hervorragender Soundtrack den Stander zu bieten hat.
Das ganze würde aber mit Sicherheit verpuffen, wenn es Defizite bei den darstellerischen Leistungen geben würde. Aber Thomas Jane hat hier locker jede Szene im Griff, er spielt keinen unrealistischen obercoolen Schurken, sondern einen Verbrecher, der zwischen Unrechtsbewusstsein und Lebensrausch hin und her wankt. Andre Stander hat Angst kurz vor den Überfällen, vor dem was er tut und was ihm geschehen könnte. Dieses moralische Dilemma bringt Jane klasse rüber, auch in den Szenen, welche ehr das lockere Gangsterleben zeigen. Die Nebendarsteller sind ebenfalls durch die Bank weg sehr überzeugend. Der Film will sich nicht so recht entscheiden, was er zeigen möchte, die Legende oder den Menschen Andre Stander, cleverer Weise überlässt er es weitestgehend dem Zuschauer zu entscheiden welche Version er hier sehen will, da sämtliche seiner Taten nicht beurteilt werden und man immer wieder zwischendurch, wenn meist auch nur sehr kurz, Kommentare über sein Werk, von verschiedenen Seiten, also Polizei oder Bevölkerung zu sehen bekommt. Sämtliche Urteile über Recht und Unrecht oder Nachvollziehbarkeit liegen somit beim Zuschauer, der somit schon ein wenig gefordert wird. Ein Film den man an sich vorbei plätschern lassen kann, ist Stander nämlich definitiv nicht.
Fazit: Stander ist ein nahezu perfekter Film, kein Aspekt hat sich auf irgendeine Art Kritik verdient. Der Film legt ein sehr hohes Tempo vor und findet eine perfekte Balance zwischen menschlichem Drama, cooler mit passendem Humor unterlegter Action und politischem Background. Zudem überzeugt das Ganze auch in der Inszenierung, Kamera, Schnitt und Soundtrack erfreuen jederzeit Auge und Ohr. Garniert wird der Streifen dann noch von Thomas James ausgezeichneter Performance als Titel gebender Antiheld. Unbedingt ansehen und miträtseln warum dieser geniale Film so untergegangen ist!