Review

Computerspiele bestechen in der Regel ja nicht gerade mit einer komplexen Story, viel weniger noch, wenn es sich um ein 80er-Jahre-Prügelspiel handelt, das einst mit Freude an Automaten und auf diversen Konsolen gespielt wurde. Diese Popularität nutzte man aus—wenn auch viele Jahre später erst, 1993 nämlich—und machte aus dem einstigen Prügelspiel Double Dragon den gleichnamigen unterirdischen Film mit praktisch nicht existenter Handlung. Doch was als Spiel funktioniert, muss für einen Film noch lange nichts taugen.

Im vorliegenden Fall schreibt man eine düstere Zukunftsversion. Im Jahr 2007 ist das einstige Los Angeles, das inzwischen ganz kreativ New Angeles heißt, nicht wiederzuerkennen. Nach einem riesigen Erdbeben steht die halbe Stadt zwar unter Wasser, die Häuser sind vom Zusammensturz jedoch verschont geblieben. Radioaktiver Regen scheint niemanden zu stören und die ach so bösen Gangs, die die Stadt exakt ab Sonnenuntergang beherrschen (und keine Minute früher), versetzen die Bewohner in Angst und Schrecken. In diesem Möchtegern-Endzeit-Szenario hat sich die Menschheit dann auch noch die Mühe gemacht, anstatt die Stadt neu aufzubauen, lieber jede Menge technischen Firlefanz zu entwickeln, wie er unkreativer nicht sein könnte und effekttechnisch tatsächlich an 80er-Jahre-Videospiele erinnert.

Das also ist der Hintergrund, vor dem die beiden Teenager-Brüder Billy und Jimmy Lee (Mark Dacascos und Scott Wolf) als Waisenkinder aufwachsen. Ihr Vormund ist die junge Satori (Julia Nickson-Soul), die die Hälfte eines wertvollen Talismans mit übernatürlichen Fähigkeiten besitzt, der wie ein schrecklich billiges, aus Plastik gegossenes und mit Goldfarbe bepinseltes Spielzeug aussieht. Die andere Hälfte ist ganz schlau irgendwo in China versteckt, wo man scheinbar noch immer so einfach wie vor zweitausend Jahren lebt. Unser Oberbösewicht Kogo Shuko (Robert Patrick), der der Einfachheit halber mindestens eine amerikanische Großstadt beherrschen will—warum auch immer—, stiehlt das Medaillon in China natürlich und möchte auch die andere Hälfte besitzen. Als er merkt, dass unsere beiden laschen Hauptpersonen, die ununterbrochen mit blöden Outfits, hässlichen Frisuren und pseudo-coolen Sprüchen nerven, die andere Hälfte des Amuletts besitzen, ist er natürlich hinter ihnen her. Jimmy und Billy wollen Shuko jedoch seine Hälfte des Medaillons abluchsen und bekommen davon auch noch Unterstützung von der jungen Anführerin des bunten Power-Corps, einer Gruppe knallbunter Kinder und Jugendlicher, die angeblich für Frieden und Sicherheit auf New Angeles' Straßen kämpfen, im Grunde aber nur in irgendeiner unterirdischen Halle vor sich hingammeln und für den Film so bedeutungslos sind wie der Film für die Menschheit.

Mit einem FSK 12 kann Double Dragon schon mal nicht als wirklicher Actionfilm durchgehen. Weder Endzeit- noch Fantasyelemente sind so weit durchdacht, dass man den Film einem dieser Genres zuordnen könnte. Was bleibt ist ein kunterbunter, absurder Trashstreifen für Kinder, vor allem aber für Freunde des Schundfilms, der keinerlei bleibenden Eindruck hinterlässt. Und wenn, dann höchstens einen schlechten. Die schauspielerischen Leistungen sind unterirdisch, allerdings muss man fairerweise sagen, dass das hanebüche Drehbuch von den Darstellern außer einer Riesenportion nervigem Overacting auch nichts abverlangt. Von emotionaler Tiefe oder hintergründiger Gesellschaftskritik darf man hier nur träumen (aber das hat man ja auch gar nicht anders erwartet). Sämtliche Szenen wirken billig, seien es nun die blöden technischen Erfindungen oder gar das aufgemotzte Auto der beiden Hauptfiguren, das durch Verbrennen von Papier angetrieben wird und statt einem Auspuff so was wie einen Flammenwerfer besitzt, der die Geschwindigkeit reguliert.

Die Gangs bzw. sämtliche Bösen bestehen aus einem kunterbunt zusammengewürfelten Haufen Klischees. Strunzdumme Cyberpunks mit ausgefallenen Frisuren hausen in verdreckte Fetzen gekleidet in den heruntergekommensten Gegenden, lachen grenzdebil bei Verfolgungsjagden, heizen ihre brennenden Tonnen auf den Straßen mit schmutzigem Flusswasser nach und bauen sich bedrohlich kettenrasselnd vor harmlosen Hauptfiguren auf, ohne ihnen jemals ernsthaften Schaden zuzufügen. Shuko, der Oberbösewicht, hat keinerlei menschliche Züge an sich und ist durch und durch verdorben und skrupellos—und trägt zudem auch noch einen langen wehenden Mantel und eine Sonnenbrille!

Und so wird Double Dragon beherrscht von albernen Klischees, einem strunzblöden Humor (der nur leider überhaupt nicht lustig ist) und den einfallslosesten Ideen, immer wieder zusammengehalten von kleineren Prügeleien, sofern man das so nennen möchte, oder noch beliebteren Verfolgungsjagden, die niemals spannend sondern immer nur absolut hirnrissig sind. Im dümmlichen Finale dann, wenn man glaubt, dass es schlechter längst nicht mehr geht, vereinen Billy und Jimmy schließlich das Medaillon und erhalten durch dessen Kraft schon im nächsten Augenblick die lächerlichsten bunten glitzernden Kampfanzüge, die wohl je für einen Film geschneidert wurden.

Wer das Computerspiel bis jetzt mochte, sollte also besser die Finger von dem filmischen Murks lassen, um es weiterhin reinen Gewissens zu spielen bzw. in Erinnerung zu behalten. Einzig den Trash-Fan dürfte Double Dragon erfreuen, denn so viel unfreiwillig komischer Müll wie in diesem Schundstreifen wird einem schließlich nicht alle Tage geboten.

Details
Ähnliche Filme