Review

Da werden wir nun schon seit Jahren in den Videotheken mit miesen bis bestenfalls mal durchschnittlichen Slasher und Backwoodfilmchen belästigt und haben die Hoffnung schon fast aufgegeben, einmal wieder überrasch zu werden, und was passiert? Ein junger Neuseeländer, Greg Page, zeigt gleich mit seinem ersten Film, bei dem er für Regie und Drehbuch verantwortlich ist, dass das Horror Genre doch noch nicht so tot ist wie wir alle befürchtet haben.

Natürlich muss man berücksichtigen, dass hier mit einem minimalen Budget gedreht wurde, aber um so mehr überzeugt die Story, und überzeugt das, was man zu sehen bekommt. Gleich zu Beginn möchte ich einen Kritikpunkt aufgreifen, der dem Film in nahezu allen Reviews angekreidet wird. Es geht um die Ausleuchtung der Nacht. Der Film spielt in nur einer Nacht, und Greg Page hat sich, um das nur noch mal zu betonen, mit voller Absicht dafür entschieden, die Nacht durch den massiven Einsatz von starken Scheinwerfern zu erhellen. Dabei ist die Beleuchtung keineswegs störend, man benötigt zwar etwas Zeit um sich daran zu gewöhnen, aber letztlich wird sie als großartiges Stilmittel eingesetzt. Die beleuchteten Stellen sind nicht wahllos gewählt, es ist nie der gesamte Sichtbereich ausgeleuchtet, vielmehr wird durch den gezielten Einsatz der Lichtquellen, die Alptraumhafte Atmosphäre verstärkt, wird der unwirkliche Charakter den die Geschichte mehr und mehr nimmt unterstrichen. Für mich ein wirklich interessantes Stilmittel und eindeutig eine Bereicherung. Und sind wir mal ehrlich bei Argento hat sich doch auch keiner beschwert, das z.B. in „Suspiria“ die Nacht nicht dunkel sondern in allen nur erdenklichen Farben erstrahlte.

Um diesen Vergleich dann doch wieder zu revidieren, Page ist hier sicherlich kein Meisterwerk gelungen, und auch der Vergleich mit Argento hinkt, aber zumindest muss man Greg Page zu gute halten, dass er sich auch bei Story bewusst von ausgetretenen Pfaden entfernt. Die Geschichte der zwei Freunde, der eine wurde gerade von seiner Freundin verlassen, weil ihm „Herr der Ringe“ nicht gefallen hat (!!), und die im Neuseeländischen Outback eine Abkürzung nehmen klingt zunächst nicht neu und scheint wenn man dann auch noch den ersten Mord sieht, auf eine weitere Hinterwäldler-Slasher Story raus zulaufen. Doch dann bekommt der Film eine Wendung, die man am besten selber entdecken sollte. Jedes weitere Wort würde hier eindeutig zu viel sein.
Als einziger Kritikpunkt im Bereich der Story bleibt letztlich, dass der Film zu wenig erklärt, zu viele Fragen stellt, die er aber zum Großteil nicht beantworten kann.

Inszeniert wurde der Film mit einem minimalen Budget, dass man ihm aber einzig in den kurzen Szenen ansieht in denen Effekte zum Einsatz kommen. Doch auch diese Effekte sind so immer noch besser als so manches was man in letzter Zeit aus dem Bereich CGI in Produktionen von B-Movie Schmieden gesehen hat Wer auf Kunstblut und Action aus ist, dürfte eher enttäuscht sein. Bis auf zwei Autoverfolgungsjagden, die mit einer tollen Dynamik inszeniert wurden, und einige wenige Bluteffekte bleibt der Film vergleichsweise zahm. Wobei er das abdriften in Effekthascherei aber auch nicht nötig hat, dazu bietet die Story zu viel Spannung und vermag zu sehr zu fesseln. Mehr an Gewalt und Action wäre hier nur störend.

Die Darsteller pendeln irgendwo zwischen sehr gut (Dwayne Cameron als Paul), ordentlich (John Barker als Grant) und durchschnitt (der Rest). Totalausfälle gibt es keine. Gleiches gilt auch für den Soundtrack, der sich zumeist dezent zurückhält, wenn dann aber mal was zu hören ist, gibt es guten Alternative Sound und ein durchaus passendes Deathmetal Stück.

„The Locals“ ist, wie gesagt, kein Meisterwerk, aber der Film zeigt doch, dass man auch mit guten Ideen noch etwas erreichen kann. Zwei Jahre hat die Vorbereitung zu diesem Film gedauert und man merkt ihm an, dass alle mit sichtlichem Engagement dabei waren. Man darf sicherlich gespannt sein was Greg Page als nächstes dreht, denn das er über Talent verfügt hat er mit diesem kleinen, mitreißenden Neuseeländischen Mysterie-Horror-Thriller durchaus bewiesen. Für alle die mal wieder etwas sehen wollen, das nicht dem Slasher-Backwood- Standard-Schema entsprungen ist eine eindeutig Empfehlung. 7 von 10 Punkten.

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