In den französischen Alpen wird eine grausam verstümmelte Leiche gefunden, bei dem Toten handelt es sich um einen Angestellten einer Elite-Universität. Der berühmte Polizist Pierre Niemans (Jean Reno) ermittelt und entdeckt bald eine weitere Leiche, deren Spur ebenfalls zur Uni führt.
Parallel dazu ermittelt 300km weiter entfernt der junge Max Kerkerian (Vincent Cassel) im Fall einer Grabschändung. Bei den Nachforschungen kreuzen sich die Spuren von Max und Pierre...
In der heutigen Zeit, wo Hollywood soviel Mist produziert, ist "Die purpurnen Flüsse" eine willkommene Abwechslung und zeigt gleichzeitig das große Potenzial französischer Filme. Nur ein unnötiger Schluss verwehrt dem Werk den Sprung in die Thrillerelite.
Von Anfang an ist man gebannt und interessiert, was als nächstes passiert. Dafür sorgen von Anfang an Vincent Cassel und Jean Reno. Cassel ist zwar sehr aufbrausend und stellenweise unüberlegt, für seine unbekümmerte Art sammelt er aber Pluspunkte. Und Jean Reno ist so gut wie immer. Cool, wortkarg und immer einen lässigen Spruch auf den Lippen. Zwei Sympathiefiguren also, bei denen man das Gefühl hat, sie würden sich gegenseitig zu schauspielerischen Höchstleistungen antreiben.
Auch die Atmosphäre ist sehr gut: Ob auf einem Friedhof, in einem Kloster, in einer Höhle oder in einer Universität, ständig ist es düster und irgendwie ungemütlich. Die Musik unterstützt dabei die jeweiligen Sequenzen sehr stimmungsvoll, ohne aufdringlich aus den Subwoofern zu dröhnen. Ein wenig versaut wird die Atmosphäre durch den Showdown, der dann komischerweise am hellichten Tag mitten im Schnee stattfindet.
Die Story ist gut durchdacht: Zwar komplex, aber man verliert nie den Faden und weiß über das Geschehen bescheid. Vielleicht hätten noch etwas mehr Charaktere in den Film gepasst, die für den Kreis der Verdächtigen in Frage gekommen wären, denn eigentlich ist die Person dann auch der Mörder, auf die von Beginn an die Aufmerksamkeit gelenkt wird. Allerdings ist dann die Auflösung so absurd und macht die Geschichte unnötig kompliziert, dass man sich an den Kopf langt. Eine ziemlich enttäuschende Wendung , mit der sich der Film selbst ein Bein stellt. Er hätte etwas besseres verdient gehabt, auch wenn in den letzten Minuten noch ein actionreiches Finale folgt, das immerhin etwas entschädigt.
Ansonsten fällt nur noch ein Kritikpunkt auf: Wieso zum Teufel hat man diese Kampfszene von Vincent Cassel eingebaut, die stark an Matrix erinnert? Sie ist vielleicht gut gemacht, passt aber rein gar nicht in die düstere Grundstimmung des Films.
Insgesamt ein äußerst lobenswerter Beitrag aus Europa zum Thema Thriller. Wer gerne in einen Film eintaucht und eine intelligente Story nicht scheut, wird 95 Minuten gut unterhalten. Ich sage 95, weil die letzten Minuten kann man in die Tonne treten. Dennoch empfehlenswert!