Review

„Road House“, die Zusammenarbeit von Action-Produzent Joel Silver und Regisseur Rowdy Herrington, ist einer der Filme, auf die die Bezeichnung Prügelfilm am besten passt.
Es geht um den Rausschmeißer Dalton (Patrick Swayze), der den Club von Frank Tilghman (Kevin Tighe) auf Vordermann bringen soll. Zuvor demonstriert er seinem neuen Boss das gewaltlose Entfernen von Störenfrieden, von dem dieser sehr angetan ist. Der Zuschauer weniger, denn hier wird die Chance auf eine erste handfeste Schlägerei vertan. Denn dies ist eigentlich der Hauptreiz von „Road House“: Die Prügelszenen, mit denen das Actionpublikum unterhalten werden soll.
Im neuen Club nutzt Dalton seinen ersten Abend um sich einen Überblick zu verschaffen: Eine Kellnerin dealt mit Drogen, der Barkeeper wirtschaftet in die eigene Tasche und viele der Rausschmeißer sind gewalttätige Asoziale oder Frauenhelden, die ihren Job vernachlässigen. Dalton bereitet sich auf seinen Job vor: Während er seinen eigenen Wagen, einen schicken Benz, bei dem Bauern lässt, bei dem er zur Miete wohnt, kauft er sich eine alte Schrottkarre, um damit zur Arbeit zu fahren. Danach werden die Dealerin und der Brutalo rausgeworfen; am bei der Arbeit feuert Dalton noch den Weiberhelden und den Barkeeper, da diese nichts aus den Rauswürfen, der andern gelernt haben.
Diese Szenen beschreiben den Charakter von Dalton auf unterhaltsame Weise: Hart, aber fair. Bereits hier zeigt sich eins: Regisseur Herrington war bewusst, dass „Road House“ kein großer Wurf werden würde. So inszeniert er die kaum vorhandene Handlung flachbirnig, aber unterhaltsam: Es macht einfach Spaß, wie Swayze den coolen Helden darstellt, der das Geschehen komplett im Griff hat.

Doch mit dem Feuern des Barkeepers handelt sich Dalton wahre Schwierigkeiten ein: Dieser ist ein Verwandter des Mafiosi Brad Wesley (Ben Gazzara), welcher der heimliche Eigentümer der Kleinstadt, in der „Road House“ spielt, ist. Die beiden Sturköpfe starten einen Kleinkrieg, der immer härtere Formen annimmt. Obwohl Dalton unterlegen scheint, bekommt er bald Unterstützung von seinem alten Kumpel Wade Garret (Sam Elliot). Ein Gutes haben die Kampfhandlung doch: Durch seine Verletzungen darf Dalton die hübsche Ärztin Dr. Elizabeth Clay (Kelly Lynch) aufsuchen...
Die Auseinandersetzungen zwischen Dalton und den Mannen Wesleys bilden den Hauptteil des Films und bieten eine Folie für einige Kampfszenen. Diese sind relativ spektakulär gemacht, vor allem wenn man das Alter von „Road House“ bedenkt. An Akrobatik á la „Art of War“ oder „Harte Ziele“ reichen sie aber bei weitem nicht heran. Streckensweise relativ hart (z.B. Kehlkopf rausreißen) bilden die Prügeleien den Löwenanteil der Action, lediglich zum Schluss wird kurz, aber wenig aufregend von der Schusswaffe Gebrauch gemacht.

Vorwerfen kann man „Road House“ am ehesten die schludrige Story, die wirklich nicht mehr als eine Folie nach Schema F ist. Leider sind die Actionszenen nicht rasant genug, um diesen Mangel effektiv zu übertünchen.
Zweiter Kritikpunkt ist die arge Primitivität des Films: Die pseudocoolen Sprüche und das Machogehabe, welches jede Figur egal ob Good Guy, böser Schläger oder Randfigur draufhat, konnte man sich wirklich nur in den 80ern erlauben und sind aus heutiger Sicht streckenweise ziemlich peinlich.
Regisseur Rowdy Herrington, eher Handwerker als Kreativer, taucht den Film in eine grelle Neon-Atmosphäre, vor allem in den Nachtclubszenen. Auf diese Weise inszeniert er „Road House“ ziemlich kurzweilig und auf eine Art, die am besten zu dem oberflächlichen Script passt.
Darstellerisch ist der Film eine Einöde. Die meisten Darsteller geben Klischeefiguren zur Schau; lediglich Swayze ragt ein wenig aus dem Einheitsbrei heraus. Zwar kommt er nicht an „Dirty Dancing“ Zeiten heran; Flachsinn á la „Steel Dawn“ erspart er uns glücklicherweise.

Wer bei „Road House“ mehr erwartet als einen ordentlichen Prügelfilm, wird enttäuscht sein. Alle anderen können sich hinsetzen, das Hirn ausschalten und sich über solide Unterhaltung freuen.

Details
Ähnliche Filme