Nach dem Tod ihrer Eltern ist die junge Vanessa in einer Klosterschule aufgewachsen. Als sie erfährt, dass sie von einem in Hongkong verstorbenen Verwandten als Erbin eingesetzt wurde, verlässt sie das Kloster und macht sich auf den Weg nach Asien. Die Reise führt zum sexuellen Erwachen der unschuldigen Klosterschülerin. Von ersten sinnlichen Erlebnissen mit anderen Frauen bis hin zu leidenschaftlichen Fesselspielen und schwarzen Voodoo-Ritualen, erlebt das Mädchen vor exotischer Kulisse alle Spielarten der körperlichen Liebe.
Dieser lang gesuchte Sexploitation-Klassiker mit der bezaubernden Olivia Pascal in ihrer ersten Rolle wird erstmals in der ungeschnittenen Originalfassung und neu abgetastet auf DVD präsentiert. Dabei sorgt das Label Donau Film für die gewohnt anspruchs- und liebevolle Umsetzung des gesuchten Titels, der auch hier wieder in einem schönen Schuber mit ablösbarem FSK-Logo erscheint. Das dort abgebildete Motiv allerdings hat ein aufgedrucktes Freigabesiegel, bietet aber mit dem gezeichneten Artwork eines Kinoplakats eine gelungene Alternative. Eine "Behind The Scenes"-Featurette, ein englisch untertiteltes und sehr aufschlussreiches Interview mit Regisseur Hubert Frank und Kameramann Franz X. Lederle, der internationale Kinotrailer und eine Trailershow bilden das Bonusmaterial dieser gelungenen Veröffentlichung.
"Vanessa" - das ist die deutsche Antwort auf den ein Jahr zuvor, unter der Regie von Just Jaekin, inszenierten Erotikfilm "Emmanuelle" mit Sylvia Kristel in der Titelrolle. Auch wenn im interessanten Gespräch mit Regisseur Hubert Frank jegliche Verweise zu dem Klassiker abgestritten werden, liegen Ähnlichkeiten und Parallelen doch auf der Hand.
"Vanessa fängt an, wo Emmanuelle aufhörte" wirbt dann auch der Schuber mit der mandeläugigen Olivia Pascal, die gelernte Arzthelferin, die hier, 19-jährig, ihre erste Hauptrolle spielte und sich zum gefragten Filmsternchen der deutschen Sexfilm- und Erotikkomödien-Welle etablieren sollte.
Nach "Vanessa" folgten weitere Kassenschlager wie "Griechische Feigen", "Casanova - Hilfe, ich bin eine männliche Jungfrau" neben Tony Curtis, "Popcorn und Himbeereis" oder der hierzulande beschlagnahmte Slasher "Bloody Moon - Die Säge des Todes" von Jess Franco. Bis Mitte der 80er Jahre drehte sie noch weitere softerotische Komödien, schaffte aber den Imagewechsel und spielte in populären Fernsehserien wie "Die Schwarzwaldklinik" oder "SOKO 5113" mit.
Der Österreicher Hubert Frank war vor allem in den 70er Jahren auf Komödien und Sexfilme abonniert, unter seiner Regie entstanden u.a. der "Hochzeitsnacht-Report", "Die Insel der 1000 Freuden" oder "Das Teufelscamp der verlorenen Frauen". Vor allem bei "Vanessa" bewies er ausgesprochenes Improvisationstalent und machte das Beste aus dem "unausgegorenen Drehbuch" (Zitat: Frank). Mit einem versierten Kameramann wie Franz X. Lederle an seiner Seite (u.a. "Blutiger Freitag", "Der Arzt von St. Pauli", "Sylvia im Reich der Wollust") inszenierte er vor exotischer Postkartenidylle, angereichert mit etwas Folklore und Lokalkolorit, einen künstlerisch hochwertigen Erotikfilm mit wunderschönen Körpern in zahlreichen, ästhetisch arrangierten Sexszenen und mit einem abwechslungsreichen, atmosphärischen Soundtrack von Gerhard Heinz. Fernab zotiger und plumper Lederhosen- und Schulmädchen-Erotik entstand ein Klassiker des deutschen Sexfilms. Neben der Pascal, mit Anton Diffring ("Sieben Tote in den Augen der Katze") und Günter Clemens ("Magdalena - Vom Teufel besessen") namhaft besetzt, ausgezeichnet fotografiert und ausgeleuchtet, kommen Liebhaber voll auf ihre Kosten: Wollüstige Frauen, potente Männer, üppige Schambehaarung, der obligatorische Pornoschnauzer; Lesbenerotik und etwas SM-Flair - "Vanessa" bietet alles, was einen Sexfilm dieser Ära auszeichnet. Die sinnliche Handlung plätschert streckenweise geschwätzig vor sich hin, doch der Unterhaltungswert überwiegt.