Dieser Tage bringt die westliche Zeichentrickbranche ja fast schon Monat für Monat ein enormes Kontingent an Output hervor. Viel Hochklassiges sucht man darin aber meist vergebends, denn die Macher haben erkannt, dass man (wie von Beavis & Butthead u.Ä. einst "vorgelebt") auch mit minimalistischster Machart und Optik durchaus genausogut Zuschauergunst zu gewinnen vermag. Mit Invader Zim schickt sich, zumindest in zeichnerischer Hinsicht, nun ein weiterer Vertreter dieser Gattung an, uns vor den Bildschirm zu locken.
Im Gegensatz zu dem manigfaltigen Totaltrash ohne Substanz, der die Fernsehschirme dieser Tage anderweitig so gerne und oft penetriert, hat die Serie um den zornigen, kleinen Weltenherrscher in spe aber weit mehr zu bieten als die meist mediokren Konkurrenten. Denn bei Zim waren fähige Geister am Werk, die der optischen Aufmachung nicht nur einen unikaten Stempel aufdrückten, sondern auch eine Vielzahl von so abgedrehten wie originellen Storylines um den grünen Eroberer und seinen Erzfeind Dip sponnen. Und damit gewinnt die Serie die Substanz, auf die es in diesem Fun-Trash Sektor eben ankommt. Da hätten wir zunächst die kultigen Main-Charas, die mit ihren ureigendsten Macken alleine schon zum Lachen verleiten: Der Hauptakteur und Größenwahnsinnige Zim, der jeden seiner aberwitzigen Pläne euphorisch diabolisch bejubelt und seine "durchlauchte" Anwesenheit, ganz nach dem Superschurkenkodex, steht's mit einem passionierten "ICH BIN ZIIIIM!!!" ankündigt. Unterstützt wird der, von seinen Vorgesetzten ungeliebte (natürlich ist der grüne Egomane sich dieses Umstandes mitnichten gewahr), Versager von seinem grob defekten Mini-Bot und Handlanger Gir, der alle naselang völlig zusammenhangloses Zeug daherfaselt und die Befehle seines Gebieters zu dessen Lamento eher nach dem Zufallsprinzip oder gar falsch befolgt. - Diesem spleenigen Duo entgegen steht der desillusionte, neurotische Dip, ein Teenager, Erdling und Schüler, der trotz stets offensichtlicher Indizien der Einzige zu bleiben scheint, der Zim's wahre Natur und seine pathetische Tarnung durchschaut. Insofern bleibt ihm folglich auch nichts Anderes übrig, als sich notgedrungen als "Einmann-Armee" gegen den ehrgeizigen und technologisch überlegenen Invasoren zu werfen.
Auf dieser Plotbasis basierend battlen sich die beiden Oppenenten dann auch äußerst unterhaltsam von Folge zu Folge und brennen dabei ein Feuerwerk skurriler Situationen und Witze ab. Sei es, dass Zim die vermeintliche Putzigkeit eines hundert Meter-hohen Mutantenhamsters zu nutzen versucht, um die Menschen unter sein Kommando zu zwingen, ein gewaltiger Kampfcybot (der nur leider ob kabelgebundener Stromversorgung und suboptimal funktionierendem Tarnsystem nur eingeschränkten Erfolg verspricht) oder das der Außerirdische plant seinen Nemesis Dip per Dimensionstor teuflischerweise in einen "Raum mit Elch" zu verfrachten. Obwohl mit umfassenden Computerkenntnissen ausgestattet, muß sich der terranische Konterpart Dip hingegen mit weit weniger schlagkräftigem Equipment zufriedengeben, schafft es aber dennoch durch seinen fanatischen Eifer und die erklärte Unfähigkeit Zim's immer wieder, dessen Pläne im letzten Moment noch zu durchkreuzen.
Dabei spart die Reihe auch nicht an Kritik gegen die dumpfe Masse der Erdbevölkerung, die schlicht jeden noch so offensichtlichen Hinweis auf Zim's wahre Identität in wohliger Tumbheit ignoriert, sondern auch sonst durchweg durch grotesk hirnloses Gebahren auffällt. Und eine gewisse Berechtigung kann man dieser augenzwinkernden Sozialkritik nach einem genaueren Blick auf die realen Mitmenschen unleugbar nun ja leider nicht ganz absprechen...
F A Z I T :
Invader Zim ist eine enorm unterhaltsame Animationsserie aus amerikanischer Feder. Denn hier stimmt einfach Alles: Charismatische Charaktere, ein stimmungsvoller (wenngleich relativ einfacher) Zeichenstil, orinigelle Geschichten und ein herrlich sarkastisch überzeichneter Humor, der zumindest meinem Gusto vollends entspricht. Da die Serie dieser Tage auf dem deutschen Sender Nick ausgestrahlt wird, bleibt mir nur Euch anzuraten, Zim und Dip auch einmal auf das ein oder andere Abenteuer zu folgen. - Denn wo diese beiden durchgeknallten Wackos auftauchen, ist Spaß garantiert! Nicht zuletzt sei anbei auch noch der optimal besetzten und schauspielerisch allzumeist einwandfreien Synchronisation angemeßener Tribut gezollt, die es erst möglich machte Witz und Genialität der Reihe auch in den deutschen Sprachraum adäquat zu transportieren.
Es würde mich nicht wundern, wenn es Zim dereinst schaffen würde in den ruhmreichen Kultolymp zu anderen bekannten Zeichentrickikonen aufzusteigen. Für mich persönlich aber hat die Serie das ohnehin schon erreicht und zählt auf dem Fun-Sektor mit zum besten, was aus den Staaten über die letzten Jahre so zu uns herüberschwappte. - Wer sich die Invasion allerdings auf DVD erstehen möchte, der muß derzeit wahlweise den teuren U.S:-Import tätigen oder sich in Geduld üben, bis dereinst (villeicht?) auch die deutsche Industrie uns Zim's Missionen auf blanke Silberlinge presst.