Die Qual der Wahl
„Election“ kam auf einem Höhepunkt meiner Generation und dem der damaligen Highschoolkomödien, ist allerdings wesentlich schlauer und böser und dunkler und unsentimentaler als die meisten anderen Vertreter dieser Sorte. Und das ist schlicht bravurös! Einer der (vor allem außerhalb Amerikas) wohl unterschätztesten Filme. Vor kurzem auch zurecht Teil der Criterion Collection geworden. Es geht um einen Lehrer mit einer unterbewussten, mittleren Midlifecrisis und eine Wahl in der Schule, die er indirekt beeinflussen will und damit ein Liebeskarussell und verrücktes Rennen der unterschiedlichsten Kandidaten startet - nur um der hartnäckigen Streberin der Schule Paroli zu bieten und eine Lektion fürs Leben zu geben…
American Beauty of Democracy
Hierzulande ist meine Generation ganz klar eher mit sowas wie „American Pie“ oder später sogar „Superbad“ aufgewachsen, hat dann auch schnell die John Hughes-Klassiker wie „Breakfast Club“ nachgeholt und liebengelernt. Alexander Payne's „Election“ ist da immer etwas untergegangen und auch ich habe ihn erst jetzt entdeckt. Besser spät als nie. Das Teil ist mega! Taugt als Metapher auf Macht allgemein und auf westliche Wahlsysteme und Demokratien im Spezielleren. Kann genauso versaut wie schlau, subversiv wie offensichtlich, verdeckt wie in die Fresse. Viel mehr als nur eine weitere Highschoolaffäre. Das ist reifer, das ist bitterer, das ist trauriger, das ist komplexer. Und beileibe nicht nur amerikanisch. Vielleicht die letzte klassische, große, gute Rolle von Matthew Broderick bis heute. Die junge Reese Witherspoon liebt man zu hassen, jedoch ohne sie komplett unmenschlich oder unrealistisch wirken zu lassen. Solche Leute gibt’s, zu viele dieser Sorte regieren die Welt. Deswegen frage ich mich schon, warum er hier nicht besser weg kommt. Mich hat er voll und ganz überzeugt, meine Stimme bekommt er mit Freude! Wenn ich etwas bemängeln müsste, wäre das wohl ein fehlender (guter) Soundtrack. Zumindest bleibt da nichts im Gedächtnis, was in diesem Subgenre eher ungewöhnlich ist. Audiovisuell ist das jetzt kein Vom-Hocker-Hauer. Doch Drehbuch, IQ und Darsteller retten massiv die Show.
Fazit: perfektes Doppel mit „Rushmore“. Frech, clever, lustig. Ein Indielehrstück. Ein wenig die intellektuelle Variante von „American Pie“ oder klassischen John Hughes-Highschool-Hits. Mich hat „Election“ stark unterhalten bis begeistert!