Review

Ein Film über einen Zuhälter mit der altbekannten, schon ziemlich abgedroschenen Story von Aufstieg, Erfolg und abschliessendem Absturz - noch dazu eine deutsche TV-Produktion.
Kann das wirklich funktionieren?
Jawohl, es kann, nicht zuletzt weil der Regisseur Dominik Graf als Meister des harten, ungeschönten Fernsehfilms gilt.

Hotte (schön schleimig und doch sympathisch verkörpert von Misel Maticevic) ist ein junger, aufstrebender Zuhälter in Berlin. Er hat alles, was man sich als männlicher Draufgänger so wünschen kann: Frauen, Geld, Drogen - alles da für's rauschende Nachtleben.
Als er die bezaubernde Jenny (eine überzeugend spielende Augenweide: Nadeshda Brennicke) "übernimmt", beginnen jedoch die Probleme: Jenny hat ihren eigenen Kopf; hält sich an keine Regeln und verfällt dem Koks...

Diese Story - Zusammenfassung dürfte manchen aufgrund des Schema F nur ein Gähnen entlocken, doch Regisseur Graf und seine Darsteller schaffen es auf erstaunliche Weise, in zwei Stunden den Figuren angenehm viel Tiefe zu verleihen.
Zu Beginn muß man sich erstmal an die extrem hektische Regie von Graf gewöhnen, der dogma - mäßige Videokamera - Bilder mit heftig schnellen Schnitten mischt.
Im Laufe des Films nimmt diese gar holprige Hektik jedoch zum Glück ab.
Fast schon dokumentarisch nähern wir uns der Welt von Zuhältern, Prostituierten und Bordellen (es wurde an "Originalschauplätzen" gefilmt). Aber zwischendurch streut Graf auch manchmal schöne, fast poetische Bilder ein; das allerdings nur selten; schnell kehrt er dann wieder zu den nüchternen Bildern zurück.

Wer mit Filmen dieser Art etwas anfangen kann und sich nicht an einem schon hundertmal gesehenen Storygerüst stört, wird wohl begeistert sein von der tollen Atmosphäre dieses Dramas, das sicherlich eine der - vom dramatischen Aspekt betrachtet - härtesten und intensivsten der größtenteils arg eindimensionalen TV - Produktionen darstellt.
Regisseur Dominik Graf nimmt sich sehr viel Zeit für seine Figuren und verleiht so der Geschichte von ein paar Rotlichtbezirk - Arbeitern viel Flair.

Kein Klassiker, aber doch dramatisch gute Unterhaltung für Fans eines rauen, faszinierenden Subgenres.
(8/10)

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