Chuck Norris (Delta Force, Hitman) scheint den Hut nun entgültig an den Nagel gehängt zu haben. Bei "Kalte Wut" stand er kurz vor dem richtigen Durchbruch, der ihm mit "McQuade - Der Wolf" und "Missing in Action" gelang. Mit James Fargo (Der Unerbittliche, Der Mann aus San Fernando) hatte man einen Könner an Land gezogen, dem das Verfassen eines Drehbuches aber nicht liegt. Das Screenplay entpuppt sich schnell als großer Schwachpunkt und das nicht nur der Story wegen.
Der Ex-Cop Josh Randall (Chuck Norris) ist Sicherheitschef im Hongkonger Casino "Glücklicher Drache". Seine beiden Freunde und Vorgesetzten Sam (David Opatoshu) und David Paschal (Frank Michael Liu) weigern sich jedoch mit dem Gangster Stan Raimondi (Michael Cavanaugh) zu fusionieren. Raimondi lässt die Beiden kurzerhand ermorden, jetzt fällt das alleinige Erbe der jungen Joy (Camila Griggs) zu. Josh bringt Joy sofort in Sicherheit, denn Raimondi ist nun auch hinter ihr her. Als die Schergen Joshs Geliebte Claire (Marie Louise Weller) ermorden, sieht Josh rot. Er startet einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen Raimondis Organisation.
Fargo kann hier mit einer gelungenen Optik punkten. Schon die Titelmelodie zeigt eine professionelle Inszenierung und sieht mit dem Schattenkampf im Hintergrund richtig schick aus. Desweiteren sorgt die Neon-Stadt Hongkong für richtig Atmosphäre, besonders nachts, auch wenn sich unser Chuck meist in mieseren Gegenden aufhält. Auf jeden Fall versprühen die Kulissen den typischen Charme der 80er Jahre, als Actionfan fühlt man sich sofort heimisch. Jedoch ist der Plot selbst für solch einen Actionfilm ziemlich dürftig geraten. Die Fieslinge stehen von Anfang an fest. Desweiteren gibt es einen bestechlichen Cop, einen alten Kriegskammeraden von Josh der natürlich ermordet wird und jede Menge Abziehbild-Charaktere. Auch fragt man sich warum Josh nicht einfach aus der Stadt verschwindet, um Joy und Claire in Sicherheit zu bringen. Stattdessen will er sie in den Slums unterbringen, wo Raimondi überall seine Leute hat. Die sind auch noch zusätzlich motiviert, denn Raimondi hat auf Josh ein Kopfgeld ausgesetzt.
"Kalte Wut" kommt an sich recht schnell in die Gänge, doch die erste Halbzeit leidet unter akkutem Actionmangel. Josh darf beim Schulden eintreiben einen Bodyguard verprügeln, die Morde an seinen beiden Vorgesetzten bekommt der Zuschauer erst gar nicht zu sehen. Ansonsten sieht es wirklich mau aus, auch hätte man sich Joshs innere Monologe sparen können. Die haben mich schon bei "Octagon" ziemlich genervt. Aber in der zweiten Hälfte kommt man endlich auf seine Kosten. Josh, Joy und Claire werden durch halb Hongkong gejagt, dabei muss sich Josh mit dem Schießeisen und den Fäusten seiner Haut erwehren. Zwar könnte man diese Szenen nur als Intermezzos bezeichnen, weil sie relativ kurz sind, aber Fargo lässt das Ganze recht gut ausschauen. Erst im gelungenen Finale gibt es dann längere Zweikämpfe zu sehen, die Choreographien sind stets auf gutem Niveau. Dennoch müsste es hier öfter auf die Moppe geben, besonders in der ersten Filmhälfte. Hier offenbaren sich ein paar Durchhänger, die aber den Filmgenuss nicht sonderlich beeinflussen.
Chuck Norris ist hier zwar so ausdrucksstark wie ein Felsbrocken, aber sein horentes Können war nun mal der Hauptgrund, warum er sich beim Film etablieren konnte. Mit noch blonder Matte und Schnauzer darf er zumindest kräftig austeilen, das reichte den damaligen Fans schon aus. Michael Cavanaugh (Blood Hunter, Roter Drache) gibt einen passablen Fiesling ab und Mary Louise Weller (American Monster, Blood Tide) muss möglichst wenig Klamotten tragen. Richard Norton (China O´Brien, Rage and Honor) hat einen peinlichen Kurzauftritt. Mit scheußlicher Frisur und Bart ist er kaum wieder zu erkennen. Auch Produzent J.B. Bennett genehmigt sich einen Kurzauftritt.
Nicht so gut wie "Silent Rage", der im selben Jahr gedreht wurde, aber Chuck Norris war auf dem richtigen Weg. Schwache Story, durchschnittliche Darsteller und Action dürfte auch mehr vorhanden sein. Dennoch hat mich "Kalte Wut" gut unterhalten und die gegebenen Fights können sich sehen lassen. Dank der gelungenen Kulisse und dem Charme des 80er Jahre Kinos reicht es zu knappen 6 Punkten meinerseits.