... Features Remake" (1978), "A Walk Through H" (1978) und "The Falls" (1980) Erwähnung fand, ist Dreh- & Angelpunkt des multimedialen "Tulse Luper Suitcases"-Projekts, zu welchem CD-ROMs, Bücher, Theateraufführungen, Online-Games, Websites, Ausstellungen, Greenaways VJ-Performances und die "Tulse Luper Suitcases"-Trilogie samt zweier Spin-Offs zählen. Luper, dessen Geburtsjahr auf 1911 datiert wird und der zum Zeitpunkt des Films 92 Jahre alt sein müsste, ist eine Figur, die bis zu ihrer letzten überlieferten Sichtung im Jahre 1989 die Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts über sich ergehen lassen muss und dabei immer wieder in die Rolle eines Gefangenen gerät. Anhand von 92 Koffern des Sammlers & Listenmachers Luper, der mehrfach als Schöpfer mehrerer Greenaway-Filme ausgewiesen wird, wird dessen Lebensgeschichte dargeboten, wobei die für Greenaways Schaffen zentrale Zahl 92 von großer Bedeutung ist. Die "Tulse Luper Suitcases"-Trilogie verfolgt in 16 Episoden Lupers Leben und dessen Rekonstruktion zwischen den Jahren 1921 und 2002. Mit den anderen Bestandteilen des Projekts ergibt sich eine - in alternative Möglichkeiten zersplitterte - Lebensgeschichte der Figur Tulse Luper und eine fiktionalisierte Geschichte des 20. Jahrhunderts...
"Tulse Luper Suitcases, Part 3: From Sark to the Finish" (2004) widmet sich den letzten zehn Episoden, wobei der Film mit einer kurzen Vorstellung der Versuche Martino Knockavellis beginnt, seit den 80er Jahren die Spuren Lupers aufzulisten, zu katalogisieren und in Ausstellungen zugänglich zu machen (Episode 7).
Anschließend knüpft der Film wieder an Lupers Flucht aus dem Hause Moitessier an: Luper verschlägt es auf die Insel Sark, wo er gewissermaßen in die freiwillige Gefangenschaft geht und wie Prospero über ein eigenes Inselreich verfügt, wo er diverse Erzählungen - darunter "A Walk Through H" - und Projekte entwickelt, welchen der Film dann seine Aufmerksamkeit widmet. Auch deren Zugänglichkeit im Rahmen der Ausstellungen Knockavellis und einer aktuellen Ausstellung im Jahr 2004, in welcher erstmals Lupers 92 Koffer vorgestellt werden, welche "92 Objects to Represent the World" enthalten, wird thematisiert. Lupers Einsamkeit auf Sark wird durch die Ankunft eines Hundes und dreier Schwestern gestört; sie verbingen die nächste Zeit gemeinsam, ehe die Schwestern - die Lupers Versuche, Kunst und Leben zu verschmelzen, ablehnen - ihre Beziehungen zu Luper abbrechen, ihn zum Gehen auffordern und den Hund als einzigen Zeugen exekutieren. Luper tritt immer weniger als Figur innerhalb der filmischen Rekonstruktionen auf, sondern zunehmend auch als Figur der thematisierten Rekonstruktionen Knockavellis, welcher diese nicht verbürgte Begebenheit von Luper persönlich erzählt bekommen habe (Episode 8).
Gleichwohl im "Tulse Luper Suitcases"-Projekt an dieser Stelle eine Verhaftung durch italienische Faschisten nahe Genua thematisiert wird, widmet sich der Film einer alternativen oder ergänzenden Geschichte aus Barcelona, wo Luper als illegaler Einwanderer alte und neue Häscher antrifft, sich als Samenspender betätigt und offenbar erneut Charlotte des Arbres begegnet. Verschiedene Berichte unterschiedlicher Quellen bilden diese Barcelona-Episode (Episode 9).
In Turin gerät Luper 1942/1943 wieder in Gefangenschaft und muss in der Mole Antonelliana Arbeiten als Liftboy und als Archivar konfiszierter Koffer und anderer Güter verrichten. Luper macht Bekanntschaft mit Primo Levi und geht eine Bekanntschaft mit der aus einer Familie von Schwerkraftsspezialisten stammenden Köchin Frascati ein - welche ihn befähigt, ein 92 Menüs enthaltendes Kochbuch zu verfassen -, die jedoch vom Dach der Mole Antonelliana stürzt (Episode 10).
Luper wird 1943 nach Venedig verlegt, wo es ihm gelingt, mit einer gestohlenen Kamera den strukturellen Experimentalfilm "Intervals" anzufertigen. Vor allem erhält er Besuch von Lephrenic und es stellt sich heraus, dass dieser Luper deshalb beständig festsetzen ließ, weil er ihn nicht verlieren will: Lephrenic drängt Luper, sein Liebhaber zu werden. Luper lehnt ab, und kann einen seiner einstigen belgischen Häscher ertränken und nach Rom fliehen (Episode 11).
Dort betätigt er sich architektonisch, derweil Lephrenic aufgrund seiner Passion für Uran schwer erkrankt verstirbt. Luper leitet die Ereignisse zunächst an Cissie Colpitts weiter und verarbeitet seine jüngsten Erlebnisse in einer Geschichte, die später als "The Belly of an Architect" (1987) verfilmt werden sollte. Luper erlebt die Befreiung durch die Amerikaner, wird von ihnen jedoch der Zusammenarbeit mit Lephrenic und anderen Faschisten verdächtigt (Episode 12).
Luper flieht vor dem Military Police Corps nach Budapest, wo die faschistischen Pfeilkreuzler die Judenvernichtung vorantreiben und ermordete oder verwundete & gefesselte Juden in die Donau werfen. Luper ist in Budapest damit beschäftigt, die Ertränkten aus der Donau zu fischen und sich als Leichenwäscher zu verdingen. Unter den herausgefischten Toten entdeckt Luper auch Van Hoyten. Zu der Zeit verfasst Luper nicht bloß ein Stück, welches später als "Death in the Seine" (1988) verfilmt werden sollte, sondern macht auch die Bekanntschaft mit dem schwedischen Diplomanten Raoul Wallenberg und einem fanatischen Pfeilkreuzler namens Heinkel, der einmal ein erfundenes schlimmes Ende erlebt und einmal als vermeintlich echtes Happy End. Wallenberg wird seinerseits hingegen noch eine bizarre Gefängnis-Odyssee durch ganz Russland bevorstehen, aber auch Luper wird ein Gefangener der Russen werden (Episode 13).
In russische Gefangenschaft geraten, soll Luper wie Wallenberg Teil eines Gefangenenaustausches werden, endet dann jedoch bloß als dauerhafter Schachpartner eines Grenzbeamten, mit welchem er 13 Spiele spielen muss, um zugleich der Frau des Grenzbeamten in der Tradition von Scheherazade 1001 Geschichten zu erzählen, deren letzte mit Lupers eigener Flucht endet (Episode 14).
Lupers Weg verliert sich in den späten 80er Jahren im Fernen Osten. Der Film widmet sich der Entdeckung der drei letzten der 92 Koffer Lupers im Jahre 2002, deren letzter eine Filmrolle enthält, die Lupers Lebensgeschichte wiedergibt (Episode 15).
Die Vorführung dieses Films enthüllt, dass Luper beim Nachspielen des Ersten Weltkriegs nicht bloß verunglückt, sondern tödlich verunglückt ist. Knockavelli hat es sich daraufhin zur Lebensaufgabe gemacht, eine fiktive Lebensgeschichte zu konstruieren und Spuren ebendieser zu kreieren (Episode 16).