Hmm, hmm, dieser Film ist wieder einmal etwas, was man vielleicht als falsch vermarktet ansehen dürfte:
Er wird als Actionfilm angepriesen, will Bezüge auf Bruce Lee führen und hat einen total irreführenden Titel.
Man erwartet eine leichte Action-Martial-Arts-Komödie mit Anleihen bei Bruce Lee und Jackie Chan und viel Humor.
Eigentlich etwas, was man also zur Genüge gesehen hat, oder nicht unbedingt schauen möchte.
Was dann doch noch dazu geführt hat, dass ich den Film sah, war die tatsache, dass er obwohl gerade neu raus, man ihn in der Videothek zum halben Preis angeboten hat, also konnte man es getrost mal ausprobieren.
Und es hat sich gelohnt.
Denn Once Upon a Time in Highschool ist nichts von oben beschriebnem, er ist vielmehr ein Zeitkolorit eines 1978 noch militaristisch-diktatorisch geführten Südkoreas gepaart mit einer zarten Coming-of-Age-Story, die aufgrund der historischen Hintergründe beinhae in einer menschlichen Tragödie münden.
Quasi ein entschärfter Evil (der schwedische Internatsfilm) trifft auf einen entschärften Taxi Driver (es kommt wohl nicht von ungefähr, dass der Film in 1978 spielt?) im jugendlichen Milieu angesiedelt.
Die Story ist recht einfach erzählt:
Schüchterner Junge verliebt sich in hübsches Mädchen, welches sich in Freund von schüchternem Jungen verliebt und mit diesem durchbrennt.
Die schulischen Leistungen Leistungen des schüchternen Jungen leiden darunter und er verliert in seiner Liebestrunkenheit alles aus den Augen und läßt sich nur noch träge durch den Tag gleiten.
Bis er eines Tages ein neues Ziel vor Augen hat und sich darin versteift -seine Schule nach wie vor vernachlässigt - um am Ende mehr oder weniger in einer emotionalen, gewalttätigen Explosion geläutert zuwerden, kurz er läuft halbwegs Amok.
Dennoch, da es sich hierbei um ein Coming-of-Age-Drama handelt, geht der Film dann doch nicht so konsequent weit wie Taxi Driver, deutet es eher an.
Obwohl der Film also nicht wirklich großartiges oder Neues zu bieten hatte, muß ich gestehen, dass ich fasziniert und gebannt bis zum Ende ausgeharrt habe.
Und das verwundert mich doch ein bißchen, da mir der Protagonist kein bißchen sympathisch war, er war immer nur am herumträumen und verliebt durch die Gegend schauen.
Teilnahmslos sah er sich die schulische Gewalt an, teilnahmslos nahm er die Anonymisierung in seiner Familie hin. Alles wofür er Augen hatte, war das Mädchen, in das er verliebt war.
In diesem Zusammenhang war auch die schwülstige Musik mehr als nur schwer zu ertragen.
Aber wie gesagt, man konnte gar nicht anders als den Film quasi in sich hineinzusogen.
Das liegt ganz eindeutig an der universellen Ausage des Films: Denn seien wir mal ehrlich, wer von uns war denn nicht schon mal unglücklich verliebt. Und zwar so hoffnungslos, dass einem jeder gesagt hat, dass diese Person nicht die richtige ist, man es sogar selbst gewußt hat, aber man nicht aus seiner Haut konnte?
SPOILER:
Im Gegensatz zu beispielsweise amerikanischen Filmen dieses Themas oder dem sehr guten Cinema Paradiso aus Italien bleibt dieser Film aber realistisch genug, dass der Protagonist das Mädchen nicht bekommt.
SPOILER ENDE
Der Film ist sogar so realistisch, dass er die sozielen und gesellschaftlichen Dynamiken an der Schule souverän mal so im Vorbeigehen auch auf die normale Gesellschaft verweisen kann.
Auch die Kritik am Schulsystem, dass die Eliteschule unmenschlich und hart ist, dafür aber die öffentliche Schule einfach nur für Doofies konzipiert, darf dabei nicht fehlen.
Dann ist da der coole Junge, der man gerne wäre, ebenfalls nicht frei von Makel, der lustige Kumpel, dem man mehr Tiefe gibt als man ihm zutrauen würde, der schüchterne Protagonist, der viel mehr drauf hat, als er sich selbst zutraut und viele mehr, die einem nahe gehen.
Alles in allem ein feiner kleiner Film, den man eigentlich nur so per Zufall finden kann, einen an seine eigene Geschichte erinnern wird (man ist förmlich gewillt zu schreien: "Laß sie, Mann, man sieht es doch aus Meilen, dass sie nicht die Richtige ist.") und dann doch noch irgendwie obwohl ohne Happy End im konservativen Stil doch noch Happy Endet.
Wie das Leben halt, schöner Film, den man uneingeschränkt weiter empfehlen kann.
Nur wird er halt nicht sein Publikum finden, da falsch vermarktet.
Andererseit kann man auch froh sein, dass der Film überhaupt den Weg nach Deutschland gefunden hat, da so ein Film grundsätzlich nicht zu den Filmen gehört, die groß rauskommen.
7 Punkte