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Man, was bin ich hinter diesem Film hergelaufen. Der Rest der Karl-May-Filme wird ja im TV zu jeder Jahreszeit hoch und runtergedudelt, aber den hier hatte ich bis gestern noch nie gesehen. Also, Cassette in den Recorder und ab… Zunächst: Nach bereits 5 Minuten ist klar, warum der Film nicht im Fernsehen gezeigt wird – er ist nach heutigen Maßstäben das, was man politisch unkorrekt nennt. Die titelgebenden farbigen Sklaven werden nämlich über die gesamte Laufzeit des Streifens als „Neger“ bezeichnet. Man müsste also, um keine Welle der Entrüstung zu erzeugen, den Film –zumindest teilweise- neu synchronisieren. Inwieweit man das bei deutschen, also im Originalton gedrehten Filmen macht / machen darf / jemals gemacht hat entzieht sich meiner Kenntnis. Für den Belesenen: Die Handlung des Films ist ein z.T. recht wirrer Mischmasch aus den Karl-May-Büchern „Die Sklavenkarawane“ und „Durch die Wüste“. Ich muss jetzt gestehen, das ich „Die Sklavenkarawane“ nicht gelesen habe, das Buch aber meines Wissens nicht mit Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar war. Laut meinen alten Hörspielplatten war die Hauptfigur in „Die Sklavenkarawane“ ein Dr. Emil Schwarz. Wer da mehr weiß – vortreten! Der Film kommt nicht an die Qualität der späteren Karl-May-Orient-Filme mit Lex Barker und Ralf Wolter ran, hat aber durchaus seine Reize. Kara Ben Nemsi wird für mich immer wie Lex Barker aussehen, aber Victor Staal (mit superbem rrrrollendem RRRRammstein-RRRR) ist in der Rolle so falsch nicht – manchmal ist die Ähnlichkeit zu Herrn Barker direkt faszinierend. Auch Georg Thomalla weiß als Hadschi Halef Omar durchaus zu unterhalten, lediglich den sonst so großen Theo Lingen fand ich als Sir David Lindsay etwas nervig – ging aber auch noch. Bauten und Landschaften sind alles etwas kleiner und kostengünstiger als in den späteren Rialto-Verfilmungen. Alles in allem fehlt etwas von der Farbenpracht, die man in den Karl-May-Filmen sonst so gewohnt ist und liebt – halt alles etwas dezenter, zurückhaltender und ruhiger. Positiv ist auf jeden Fall zu erwähnen, dass der Film einige gewollte sowohl auch ungewollte Lacher parat hat. Alles in allem fast anderthalb Stunden gute Unterhaltung. Wenn Sie die Gelegenheit erhalten sollten – gucken Sie sich den Streifen mal an. Und überhören Sie das Wort „Neger“ doch einfach. Oder sagen Sie sich, dass es zu der Zeit, als der Film entstand, einfach so war – und vielleicht nicht so abfällig gemeint war wie heute. Abschließend würde mich ja interessieren, ob das, was Hadschi Halef Omar z. B. zu den Sklaven sagt, tatsächlich arabisch ist, oder ob man da einfach „was“ dahergesprochen hat, weil man sich damals nicht vorstellen konnte, dass jemals ein des Arabischen Kundiger sich diesen Film anschaut. Gute, wenn auch leicht angestaubte Unterhaltung. Den Nostalgie- und Seltenheitsbonus mit eingerechnet werden hier 7 von 10 Punkten fällig.

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