Der von der BBC produzierte Kurzfilm ELEPHANT zeigt auf schonungslose Weise das abgestumpfte Gesicht des Auftragsmordes, wenn er alltäglich geworden ist. Ob bei der Arbeit, auf dem Sportplatz oder privat zuhause. Überall finden sich nichtsahnende Opfer ohne Leibwächter, die ihren Mördern oft auch noch freundlich die Tür öffnen. Mit kaum übertrefflicher Lakonie reiht Regisseur Alan Clarke die Episoden aneinander. Wir sehen Mord nach Mord und werden in die Rolle des überforderten Zeugen gedrängt, zumal beim letzten Showdown die Opfer von sich aus zum Täter gehen, um sich in einer menschenleeren Lagerhalle willig umbringen zu lassen. Die Killer sind unauffällige Normalos, wie sie einem jeden Tag begegnen können. Fast immer haben sie es eilig, scheinen ständig etwas zu suchen und schweigen dabei verbissen. Niemand hat es nötig Schalldämpfer zu benutzen und so knallt es an den verödeten Örtlichkeiten immer sehr, sehr laut. Die Motive der Anschläge werden nicht genannt, doch wir sind sicher: Es sind Gelegenheitsjobs. Der Film stammt aus Nordirland, einem Land, in dem es die Leute in der Vergangenheit ab und zu aufgaben, nach dem Sinn solcher Taten oder nach rationalen Beweggründen zu fragen. ELEPHANT ist weder Thriller noch Kriminalfilm. Wir kennen weder die Täter noch die Opfer. Gewalt als schweigsame und monoton ablaufende Videoclipsammlung. Viele Amokläufer wollen sich heutzutage gefilmt sehen oder drehen ihre Filme gleich selbst. Der militante Hooligan geht über Leichen und feiert seine Taten als selbstinszeniertes Medienereignis.