Ein Problemfilm über schlagende Ehemänner. Nichts, was jeder mag oder sich abends gerne ein mal ansieht. Dennoch hat „Öffne meine Augen“ in Spanien mehr als vier Millionen Zuschauer gelockt (!). Verdient, denn der Film ist wirklich sehr gelungen und stimmig. Das liegt sowohl an den Darstellern, als auch an der Geschichte.
Hier ist eben nicht alles stereotyp und vorhersehbar, sondern durch ein gemeinsames Kind kompliziert genug, dass keine einfache „ich hau ab“ – Lösung funktioniert. Es gefällt außerdem, dass die beiden Eheleute nicht versuchen wegen ihres Sohn die Lösung der häuslichen Probleme ewig aufzuschieben. Denn in der Hauptsache geht es ganz deutlich immer um die Beziehung der beiden: Den Haushaltswarenverkäufer Antonio, der manchmal jähzornig ist und seine hübsche Frau Pilar, die so nicht weitermachen kann und will.
Nachdem sie mitten in der Nacht zu ihrer Schwester flieht, sucht er eine Selbsthilfegruppe auf, in der schlagende Männer über ihr Probleme reden. Er ist ein einfacher Mensch, aber nicht vollständig doof, und will nicht wie die anderen Männer in der Therapie – die grundsätzlich einsam bleiben – enden.
Also versucht er sein Verhalten zu ändern
Auf der anderen Seite ist seine Frau Pilar, die sehr skeptisch ist und scheinbar schon häufiger Entschuldigungen gehört hat. Dennoch liebt sie ihn und würde doch gerne mit ihm zusammen sein. Aber gleichzeitig will sie auf keinen Fall das alte Leben weiter führen und beschließt dafür wieder berufstätig zu sein.
Es ist also eine innere Zerrissenheit in ihr und die spielt Laia Marull so unglaublich intensiv und sehenswert, dass man dabei glatt vergisst einen Film zu sehen. Besonders gut gelungen ist zudem die Entstehung von Gewalt inszeniert.
Praktisch aus dem nicht steigert Antonio sich in eine extreme Rage und gibt Pilar überhaupt keine Chance besänftigend zu wirken.
In dieser Deutlichkeit hab ich das bisher noch nicht in einem Film gesehen. Glücklicherweise vermeidet der Film dann den zweiten Schritt und zeigt nicht – und zwar in keiner Szene – wie Antonio (Luis Tosar) seine Frau verprügelt. Es macht wirklich die große Stärke des Films aus, dass er durch diesen Verzicht die Wirkung noch verstärkt wird.
Jedenfalls verändert sich Antonio durch die Therapie (die stellenweise sogar witzig ist – diese vollkommen ratlosen Männer ...).
Aber hier soll nicht verraten werden, ob das für ein glückliches, ein Happy End reicht. Allerdings kann man ruhig schreiben, dass das Ende ein sehr gut gewähltes Ende ist. Insofern ist dieser Film - der stellenweise überraschend freizügig ist - wirklich ein Gewinn.