Unverhofft kommt oft. Oder zumindest doppelt. Die Ankündigung, mit Texas Chainsaw Massacre und Dawn of the Dead die wohl berühmt-berüchtigsten Terror- und Zombiefilme der 70er zu remaken, sorgte bei den Fans für rollende Augen und Kopfschütteln, bis die Nackenmuskel krachen. Im Frühjahr 2004 konnten dann die deutschen Kinogänger zunächst die TCM-Wiederverfilmung auf grosser Leinwand unter die Lupe nehmen, und die Mehrzahl war positiv überrascht. Landsmann Marcus Nispel filmte das Ganze unter Oberaufsicht von Randale-Regisseur Michael Bay souverän und erstaunlich zeigefreudig, gewisse Zugeständisse an den Mainstream waren zu erwarten, doch insgesamt bewegte sich das Gesäge durchweg im grünen Bereich. Oder im blutroten.
Rund ein halbes Jahr später dann die Feuerprobe von Regisseur Zack Snyders mit Dawn..., so wie bei Nispel sein Kinodebüt. Und die Überraschung und Zustimmung war tatsächlich noch grösser. Sein Adaption ist Original und Thematik gegenüber respektvoll, kleine optische und szenische Gags und Zitate wie der Cameo von Ken Foree erfreuen Fanauge und Herz. Das Grundgerüst der Handlung blieb bestehen:
Eine kleine Gruppe Überlebender sucht nach Ausbruch einer mysteriösen Seuche in einem Einkaufszentrum Zuflucht vor den Zombiehorden. Die sind von der Modernisierung am Härtesten getroffen. In Romero´s Originalen langsam, schlurfend und stupide- unbeholfen, flitzen sie nun, ähnlich fix wie in Danny Boyles 28 Days Later, hinter den Protagonisten her. Überhaupt wurde das gesamte Tempo drastisch angezogen. darunter litt allerdings leider/natürlich etwas die dichte Atmosphäre des Originals. Die Konsumkritik, die Analogie des ´78er Films über die zu stumpfen Zombiemassen degenerierte Konsumgesellschaft schrumpft 2004 zu einem einzelnen Dialogsatz Ving Rhames` zusammen. Hier hätte vielleicht der DVD-exclusive Director´s Cut was reissen können, doch die Chance wurde leider zugunsten unnötiger Dialogszenen und etwas detaillierteren Splatters vergeben. Der steht allerdings auf der Habenseite, die Make-Up´s sind technisch und budgetbedingt den Savini-Zombies weit überlegen. Dafür wurde der Kannibalismus-Aspekt optisch zurückgeschraubt, trotzdem ist der Film hart genug, um Gorehounds zufrieden zu stellen und unbedarftere Mainstream-Seher durchzuschütteln. Die Besetzung, mal mehr (Rhames, Sarah Polley), mal weniger bekannte Namen, liefert solide Leistungen, kamera- und schnitttechnisch ist der Film gar weit oben auf der nach unten offenen Genreskala zu bewerten. Witzchen und Albernheiten wurden komplett unterlassen, nur gelegentlich blitzt schwarzer Humor auf, und anfangs ein wenig snydersche Selbstironie, wenn er mit seiner Werbefilm-Vergangenheit kokettiert ( auf einem Fernsehschirm lässt er für einen japanischen Autobauer einen Allradler durch die Pampa brettern ). Wirklich lachen wird man wohl bei zukünftigen , zerschnibbelten TV-Ausstrahlungen.
Insgesamt kann man sagen, das Dawn-Remake ist ein Film von eigener Gestalt und eigenem Recht, ohne das Original natürlich nicht möglich und wird filmhistorisch kaum so wichtig werden, doch ist es eine saubere Arbeit mit Profil. Und knutschen könnte man die Soundtrack-Verantwortlichen für den glatt genialen Einsatz von Johnny Cash´ "The Man Comes Around" in den gelungenen Opening-Credits. Manchmal sagt ein Lied mehr als tausend Worte.
Falls Freunde des Original-Films doch noch die Nase rümpfen, so müssen sie doch eingestehen, das der Erfolg dieser Horrorfilmwelle die Produzentenherzen öffnet und George R. Romero noch einmal 2005 in Land Of The Dead die Zombies von der Leine lassen darf. Ergo war das alles in jeden Fall zu etwas gut.