Stephen Kings Romane waren und sind für die Filmwelt eine Goldgrube, sogar Kurzgeschichten des Horrorautors verwandelte man in ganze Filmreihen, bestes Beispiel ist da "Kinder des Zorns". Richtig gelungene Verfilmungen sind jedoch rar gesäht, auch bei "Das Geheime Fenster" ist man wesentlich besser bestellt, wenn man den Roman "Das heimliche Fenster, der heimliche Garten" liest. Es ist nun mal in vielen Fällen extrem schwierig, Kings einzigartige Schreibe auf Zelluloid zu bannen, weil er auch viele seiner Gedanken den Leser weiterführen lässt. Regisseur und Drehbuchautor David Koepp (The Trigger Effect, Echoes - Stimmen aus der Zwischenwelt) kreierte daraus einen zu durchschnittlichen Psychothriller, dem immerhin ein moderates Budget von 40 Millionen Dollar zu Grunde lag.
Der Autor Mort Rainey (Johnny Depp) hat sich von seiner Frau Amy (Maria Bello) getrennt und lebt nun in einem abgeschiedenen Waldhaus. Doch plötzlich steht der mysteriöse John Shooter (John Turturro) bei ihm vor der Tür und beschuldigt Mort eines Plagiats. Mort ist sich sicher, dass Shooter von jemanden angeheuert wurde, vielleicht von Amys neuem Freund Ted Milner (Timothy Hutton). Shooter lässt nicht locker, auf einmal ist Morts Hund tot und Amys Haus wurde abgefackelt. Auch der Privatermittler Ken Karsch (Charles S. Dutton), den Mort angeheuert hatte, wird kurze Zeit später ermordet aufgefunden. Bald ist sich Mort nicht mehr sicher, ob John Shooter wirklich existiert, oder ob nicht vielleicht sogar er für diese grausamen Dinge selbst verantwortlich ist.
Besonders für Kenner der King-Geschichte dürfte dieser Horrorthriller ziemlich ermüdend ausfallen, obwohl Koepp im Genre kein Frischling ist. So haben wir hier den kaputten Autor Mort Rainy, der seine Frau vor einem halben Jahr mit einem anderen Kerl im Bett erwischte und sich nach der Trennung in ein Waldhaus zurückgezogen hat. Dort leidet er an Einfallslosigkeit, läuft im zerissenen Bademantel und zerzaustem Haar umher, John Shooters erste Drohungen nimmt er kaum ernst. Obwohl Koepp nicht lange fackelt und Shooter schnell vor Morts Tür steht, so will "Das Geheime Fenster" nicht richtig in die Pötte kommen. Spannende Szenen sind rar gesäht, die Abgeschiedenheit des Waldhauses entwickelt sich kaum zur Bedrohung. Die kleinen Intermezzos zwischendurch, wie der Tod von Morts Hund, das Abbrennen von Amys Haus, oder die ausartende Meinungsverschiedenheit mit Shooter können die zähe Inszenierung kaum aufwerten. Dennoch gelingt es Koepp einige falsche Fährten zu legen und so ist man sich wirklich nicht sicher, ob Shooter nun angeheuert wurde, oder aus eigenem Antrieb handelt. Hat Amys neuer Freund Ted etwas damit zu tun ? Wer den Roman nicht gelesen hat, dürfte erst spät auf den Trichter kommen, dennoch leidet Koepps vierte Regiearbeit an Ereignislosigkeit.
Dennoch wird die Spannungsschraube gegen später etwas angezogen, denn Shooter schreckt auch vor Mord nicht zurück, jedoch sind diese nie zu sehen, sondern nur das Resultat. Und Shooter macht das so geschickt, dass alle Spuren zu Mort führen. So hat "Das Geheime Fenster" bald etwas von einem Kammerspiel, wenn Mort in der Abgeschiedenheit Alpträume bekommt und seltsame Geräusche hört. Johnny Depp (Der Fluch der Karibik, Public Enemies) verkörpert diese Rolle auch wirklich außergewöhnlich gut, fast schon dämonisch und der Großteil des Films besteht aus seiner One-Man-Show. Aber man muss sich auch wieder eingestehen, dass diese Verfilmung ausser dem finalen Twist nicht viel in Petto hat. Das Finale fällt erschreckend kurz und unspektakulär aus, immerhin auf ein typisches Happy End verzichtend. Nur bei den Darstellern lassen sich keine Mankos finden, neben Depp agieren John Turturro (Transformers - Die Rache, Leg dich nicht mit Zohan an), Maria Bello (Kindsköpfe, A History of Violence), Charles S. Dutton (Alien 3, D-Tox - Im Auge der Angst) und Timothy Hutton (Stephen King´s Stark, Wehrlos - Die Tochter des Generals).
Das Erzähltempo ist zu gemütlich, die Spannung überschreitet das solide Niveau nur selten, es mangelt einfach an Höhepunkten. Dabei sind die Darsteller großartig, während Koepp seine Kulisse nicht ausgiebig nutzt und somit nur selten Intensität erzielt. Kings Roman ist wesentlich bösartiger, während "Das Geheime Fenster" eigentlich nie ausartet. Alles in allem ein passabler Horrorthriller, der bedingt gruselt aber auch viele Durststrecken enthält.