Review
von Dr._Strangelove
Der Sohn eines Textifabrikanten kehrt aus dem Koreakrieg zurück und eigentlich wähnt man nun eine glückliche Firmennachfolge. Aber in der Textilfabrik des Vaters ist der Wurm drin: um die Gewerkschaft fernzuhalten arbeitet der Vater aus Gewohnheit mit Kriminellen zusammen. Ein Aufzug stürzt in die Tiefe, ein Telefon stellt Drohanrufe durch oder ein Messer geht auf. Doch der Sohn hat nach dem Krieg gelernt, sich nicht mehr verbiegen zu lassen und ein gesundes Gespür bekommen, was richtig und falsch ist. Robert Aldrich und Vincent Sherman gelingt in diesem Film Noir ein Meisterstück: die Geschichte um den Aufstieg der Gewerkschaft und ihrer Gegenspieler im Garment District von New York wird mit großartigen Schauspielern (Gia Scala als Theresa oder Lee J. Cobb als Fabrikant) erzählt. Dass man viele Außenaufnahmen wirklich dort gedreht hat, bestärkt den Realismus der Darstellung. Schon eine der ersten Szenen um den Gewerkschaftler Renata beeindruckt: mit seinem Baby im Arm läuft er minutenlang durch eine Tanzveranstaltung, während es todernste Angelegenheiten zu besprechen gibt. Oder wie sich Therese aus Scham zum Stillen im Restaurant wegsetzt - überhaupt das ganze Thema um Mutterschaft in dieser wilden Welt einschließlich sozialem Abstieg wird facettenreich dargestellt. Kerwin Mathews als schneidiger Sohn Alan Mitchel wirkt von Anfang an wie ein Mann der Zukunft, einer positiven Zukunft, der sich die alten Kräfte noch widersetzen, aber nicht entrinnen können. Eines der besten Dramen der 50er – auch eines der gewalttätigsten – dass einen von Anfang bis Ende atemlos lässt.