Andreas Linke hatte scheinbar Großes vor und hatte dementsprechend auch große Vorbilder: "Full Metal Jacket" oder "Das Experiment", um nur einige zu nennen.
Leider scheiterte er an einer gigantischen Hürde, nämlich an der Tatsache, dass er erstens einen TV-Film drehte und dass es zweitens eine Pro7 Prime Time Produktion war.
Dadurch konnte er sich keine großartigen Experimente erlauben, da das Geld einfach zu knapp war und man das Publikum nicht verschrecken wollte. Die Folge davon nennt sich "Experiment Bootcamp" und ist so seicht und zuschauerfreundlich, dass es stellenweise einfach nur noch weh tut. Es gibt zwar ein/zwei überraschende Wendungen, aber es fehlt einfach die Konsequenz, dem Zuschauer und den Campbewohnern gegenüber hart und umbarmherzig zu bleiben. So wirkt dass ganze dann eher wie eine Folge GZSZ auf dem Abenteuerspielplatz als wie ein knallharter, gesellschaftskritischer Film.
Der Schauplatz beschränkt sich fast nur auf zwei Baracken und einen Exerzier-Platz davor und dieses Set sieht einfach nur billig und unnatürlich aus. Wenn dann in dieser Lachnummer von "Bootcamp" ein deutscher Sgt. Hartman (aus Full Metal Jacket) Verschnitt im typisch deutschen, grünen Polizeidress eine handvoll jugendlicher Gefangener, die wie alles mögliche, blos nicht wie Schwerstverbrecher aussehen, anbrüllt wird der Film einfach nur noch unfreiwillig komisch.
Auch die Schauspieler können da nicht mehr viel rausholen, auch wenn der Hauptdarsteller mit "Alex" einen recht glaubwürdigen Charakter schafft. Doch dieser zerstört sich mit seiner pseudo-coolen Art im Verlauf des Films immer mehr selber und wird schließlich fast schon eine Karikatur seiner selbst. Den Vogel schießt aber die so genannte Psychologin ab: Ich weiß ja nicht, wo diese Schauspielerin ihr Wissen über Psychologie herhat, aber das was die dort Gruppentherapie nennen, ist einfach nur ein Witz und neben den Anschrei und Fertigmach Aktionen der Wärter der Lacher schlechthin im Film.
Natürlich gibt’s zum Schluss ein vorhersehbares, unglaubwürdiges Happy End, bei dem die Bösen bekehrt werden und das Gute gewinnt. Schließlich sollen die Pro7 Zuschauer ja ruhig einschlafen können!
Nun ja, trotzdem hat der Film so seine (von anderen Filmen kopierten....oder nennen wir es lieber "zitierten") Momente und unterhält durchgängig, aber zum großen Kracher reicht’s halt nicht, dazu hätte man das Drehbuch noch mal gehörig überarbeiten und das Budget vervielfachen müssen. So bleibt eine typische Fernsehproduktion, an die sich in ein paar Wochen keiner mehr erinnern wird (eigentlich schade um mein Review, was dadurch auch keiner mehr liest...).
5/10