Review

Das oft diskutierte Thema "Bootcamp" in einem deutschen Film verarbeitet. Klingt interessant, das Resultat ist jedoch mehr als dürftig.

Nachdem Bootcamps als "Besserungsanstalten" in den USA seit Jahren (zweifelhaften) Erfolg vorweisen, wandert die Idee nach Deutschland und schon werden eifrig Freiwillige gesucht um das Ganze zu testen.
Allerdings gerät das "Experiment" schon bald aus den Fugen und zwischen halbtoten und aufmüpfigen Gefangenen und Macht besessenen Wärtern hin- und hergerissen, beschließen der Oberaufseher und die Psychologin des Camps, diese Form der Resozialisierung doch abzulehnen.
Die Message und der grobe Aufbau des Filmes sind recht akzeptabel, die Story des jungen Alex' (vor allem der plötzliche Tod seiner Mutter) verleihen dem ganzen realistischen Kitsch, allerdings nimmt man dem doch zu groben und oberflächlichen Kontext die Story der Besserungsanstalt nicht ab.
Einerseits fällt keinerlei Unterschied zu "echten" Gefängnissen auf, man bekommt teilweise sogar den Eindruck, diese Anstalt sei ein Ferienlager. Es gibt einen einzigen Macht besessenen Aufseher, dem man seinen Part als überlegene Respektsperson absolut nicht abnimmt. Sein ständiges Gekreische wird ziemlich schnell lästig und wirkt lächerlich, ebenso jenes des Oberaufsehers. Da wirken selbst die Pro7-Dokus zu selbigem Thema schockierender. Außerdem merkt man den Gefangenen keinerlei Veränderung an, sie sind am Ende genau so wie zu Beginn, die Einschüchterung hat scheinbar nichts bewirkt. Am lächerlichsten wirkt aber, dass sie in diesen 120 Tagen rein gar nichts gelernt haben und die JVA (wie bereits erwähnt) einem Feriencamp gleichkommt, und das ist wohl nicht der Sinn der Sache.
Als Alex entlassen wird, kommt es zur Konfrontation mit dem Vater, und (siehe da), Alex behält die Fassung und wird weder aggressiv noch sonst was.
Was will uns der Regisseur damit sagen? Helfen Bootcamps? Nein? Ja? Ich weiß es nicht und dieser Film wirkt auch nicht wirklich aufschlussreich. Zu bemüht wirkt der Versuch, die negativen Aspekte aufzuzeichnen, wenn etwa Aufseher Macht besessen auf die Häftlinge einprügeln oder einer der Gefangenen nach der Entlassung locker lässig eine Extacy-Pille einwirft.
Im Großen und Ganzen ist der Film nur eine mehr als misslungene Kopie von "Das Experiment" mit einer schwachen Message und dürftigen und zu bemühten Schauspielern.

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