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"Setzt auf mich, und ihr habt gewonnen." Gangstergröße, Spielerkönig, Lokalmatador, Maulheld, ein gewönungsbedürftiges, aber markantes Aussehen, ein durchaus kräftiger Körper, das Gesicht etwas verzogen, die Haare sich lichtend, die Frisur zwischen spärlich und grell. Ein Lebemann, ein Zocker vor der Herrn, wo er auch bald selber höchstpersönlich steht und eine zweite Chance, einen Neuanfang oder doch einen Wiederbeginn erhält. Ein langer inniger Kuss, die Braut in Weiß, die Frau in jünger, die Titelfigur wendet sich direkt an das Publikum, die Synchronisation macht schon den ersten Kalauer. Der Mann im Anzug, aber ohne Manieren, die Regie ist von Castellano & Pipolo, die Stammleute von Celentano, die wie gewohnt ihre breite Komik spendieren. "Wenn du nicht mein Freund wärst, würd ich dir den Kotzbalken aus der Sabberrinne hauen." ist einer der Sätze setzen, im Deutschen gesprochen von Thomas Danneberg, die Tonart kennt man, die Stimme auch, die Verweise sind deutlich, die frühen Achtziger sind am Werkeln. Bald sitzt auch die erste Backpfeife, die Witze verbal (in der Synchronisation mehr und häufig) und körperlich gestellt, zahlreich und ihre Pointen am Verscherbeln. "Hundert Tage sollen so sein wie dieser heut'." 

Asso [ Adriano Celentano ], ein hervorragender Pokerspieler, hat gerade seine langjährige Liebe Silvia [ Edwige Fenech ] geheiratet, die begehrteste Frau in seiner Nachbarschaft. Ihr zuliebe verspricht er, das Pokern aufzugeben, aber die unerwartete Ankunft eines berüchtigten Spielers in der Stadt und die Erlaubnis seiner Frau drängen ihn in ein letztes Spiel, das er gewinnt. Doch als er am nächsten Morgen versucht, nach Hause zurückzukehren, wird er von Sicario [ Gianni Magni ] festgenommen, einem seiner engsten Bekannten und einem professionellen Attentäter, der von Bretella [ Renato Salvatori ] angeheuert wurde, um Asso selbst zu beseitigen. Nach mehreren Schüssen stirbt Asso, kehrt aber als Geist zurück, aus Sorge, dass er seine Frau ohne Mittel zurückgelassen hat, um sich selbst zu versorgen. 

Die nächsten hundert Tage sind etwas anders, davon erzählt die Geschichte, ein Mann mit einer Veränderung im Leben, erst die Heirat, dann der Schwur, der nicht eingehalten wird, Männer bleiben auch groß geworden bloß Kinder. Sie haben ihre Leiden, sie haben ihre Süchte, die Frau (im durchsichtigen Negligé an ihrer Bettseite) zählt nur heute und nur für den Moment, es geht um das wahre Vergnügen (des Feilschens und Spekulierens), und es geht auch um das große Geld.

Die Gegend sieht dabei eher ärmlich, nicht speziell heruntergekommen, aber vom früheren Glanze zehrend aus, nicht aufbereitet und nicht renoviert oder modernisiert. Man wirkt wie aus früheren Dekaden, die späten Sechziger vielleicht, hinten ein paar Kinoposter, vorne der billige Hinterhof-Mafiafilm. Ein (trotz der Funktion als Kinoschlager, Platz #5 der einheimischen Jahrescharts; Der gezähmte Widerspenstige war auf Platz #2) abgewirtschaftetes Halblicht- und ein Gangsterszenario könnte dies hier sein, wie Der Superraub von Mailand (1964) als Remake, dem ist nicht so, wird doch bald gepokert, das Zeitliche gesegnet, der Weg vor Gott in den Himmel und dann auch wieder zurück eingelegt. Unterstützt von einigen markanten Nebendarstellern wird hier Lässigkeit und Coolness gepredigt und auch geboten, gilt die Kunst der Überzeugung, das Vermitteln fester Überzeugungen, das sichere Auftreten, das hemdsärmelig anmutende Gebaren, ein direkter Bluff.

Der Kniff mit dem Geist, der nur von seiner ihn über alles liebenden Frau gesehen und gefühlt werden kann, ist natürlich ein Clou für sich, die übernatürliche Komponente und die daraus folgenden Irrtümer und Missverständnisse der Quell vieler Arten von Humor, gerne (wie auch die Nackedeiauftritte von Fenech) eher offensiver Art und Weise und jetzt nicht zimperlich sind. Durch die Darstellerin von vornherein sexuell agiler bis aggressiver, geht es auch um das Thema der körperlichen Liebe, es gibt Andeutungen und Einblicke, es gibt Formen von 'Selbstbefriedigung' und Voyeurismus, überhaupt ist das Geschehen auch viel Blickwinkel (konventioneller, sprich traditionalistischer) Mann und (seinen altmodischen Ansichten widersprechende, da auch autarke, feministische) Frau; das hier ist nicht Ghost Dad, nicht die Nachricht von Sam, und trotz einiger entsprechender Anlagen wie einige Stunts und Effektszenen auch nicht Jagd auf einen Unsichtbaren, sondern südeuropäisch frivol (der Verkupplerplot, das Cuckolding inklusive präsentieren der Reize der eigentlich eigenen Frau, die mit entsprechender Vorbereitung schon als Art auf den 'Kunden' - einem eher älteren und kleinwüchsigen Herren, eine “Zwergpymäe“, ein “abgebrochenes Setzei“ - zugestimmte 'Ware' eingesetzt wird) und später auch mediterran aufgeheizt.

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