Breillat, welche sich in den letzten fünf Jahren meiner Meinung nach deutlich unter ihrem Wert verkauft hat - mit zwei zugänglich-wohlwollenden Arbeiten in Fernsehästhetik - scheint mit diesem Film (vorerst) alles gesagt zu haben was sie zu "ihrem Thema" in den dreißig Jahren davor immer wieder ausgedrückt hat: das wesentliche die Sexualität von Frauen und weibliche Geschlechtlichkeit oder Nicht-Geschlechtlichkeit betreffend
So geht es in "Antaomie de l'enfer" in erster Linie auch um das weibliche Geschlecht als Bezugpunkt einer von Männern wenn schon nicht dominierten, dann doch zumindest bestimmten Welt. Und dieser Bezug läuft dabei eigentlich auch nur auf eines hinaus: die Existenz der Menstruation und wie mit ihr umgegangen wird, oder eben nicht.
Das heisst das was manche Bilder hier schaffen sind womöglich Tabubrüche ohne dass sie beabsichtigt wären - einfach weil dieses aus meiner Sicht schlichte Faszinosum einer Heterosexualität (für mich als heterosexuellen Mann) auch diesbezüglich nichts anderes hergibt.
Natürlich ist dieser Film in erster Linie eine experimentelle Zusammensetzung, nach "Romance" 1999 wieder mit Rocco Siffredi und einer ausdrucksstarken Schauspielerin besetzt, welche in den explizitesten Szenen diesmal allerdings gedoubelt wurde - was jedoch sehr geschickt erfolgte und worauf man mit einem passenden Zitat am Anfang des Films auch hingewiesen wird.
Leben und (Frei-)Tod, Erfüllung und Vernichtung, Zerstörung der eigenen Umgebung, Käuflichkeit - der Film beschäftigt sich dabei mit relativ viel gewaltigem und mitunter eben auch alles destruktivierendem Unterton einer Sprache, welche letztendlich einen verloren-tragischen Ausgang nimmt. Um eine negative Beziehung zur Homosexualität geht es dabei, wie unterstellt wurde, aus meiner Sicht höchstens am Rande
Ein anderes Problem ist (wieder mal) die Wahrnehmung im deutschsprachigen Raum für mich: kann es sein, dass dieser Film wirklich keine FSK-Freigabe erhalten würde und er deshalb in Deutschland, wo absolut unpornografische angebliche "Frauenpornos" mit solcher laufen, noch immer nicht auf Video erschien? Also ist dieser Film tatsächlich ein Indizierungskandidat, oder geht es gar um eine kurze Einstellung im Film welche unter "kinderpornografisch" laufen könnte und ein Amtsgericht wie das in Karlsruhe auf den Plan rufen?
Wie dem auch sei: vielleicht auch besser so, wo man mit "pornografischen" Bezügen immer noch so große Probleme hat und so gern die eigene Überlegenheit, das eigene Übermenschen-Gehabe an den Tag legt um damit schlichte kulturelle Fremdenfeindlichkeit, gesellschaftliche Ab- und Ausgrenzungen zu übertünchen. Da wird man so oder so an diesem Film nur vieles "unnötig" oder wie üblich "geschmacklos" finden