Eating Raoul (1982)

Krass überzeichnete und ultraschwarze Komödie von und mit Paul Bartel mit dem Prädikat "unbedingt sehenswert"!
Dies ist wirklich eine Comedy, die einen keinen Augenblick ausruhen lässt, ständig geht was ab. Dabei werden nicht großangelegter Verwechslungstrara oder witzige Zerstörungsorgien aufgezählt, sonder Bartel entwirft seine eigene Variante schwarzen Humors. Thema ist Sex und Tod. Während das Heldenpaar (wirklich saugut gespielt) in ihrer Ehe Keuschheit und Tugend auslebt, zwingt sie die komplette Aussenwelt zu Ausschweifung und Gewalt. So wird die Ehefrau fast im Minutentakt von irgendeinem männlichen Schwein begrabbelt, nur um dann eine Sado-Hure zu werden, um ihren Traum zu erfüllen. Dass sie dabei ihren stets keuschen Ehemann mit dem miesen Menschenfleisch-Verkäufer Raoul hintergeht, spielt am Ende keine Rolle, denn die Liebe siegt und ihr neues Restaurant bekommt eine ganz spezielle Schnitzelkarte!
Der FIlm hört im Grunde genommen dort auf, wo Jackie Kongs Funsplatter "Blood Diner" anfängt, schlägt aber auch andere Saiten des Humors an. Denn blutig wird es nicht, der Witz entsteht aus den völlig absurden Situationen und den albernen Kommentaren.
Dass Bartel große Liebe, speziell im Bezug auf das Milieu zeigt, während Geschäftsmänner meist nur als geile Affen dargestellt werden, hat mich ein wenig überrascht. Ich hatte zwar eine schwarze Komödie erwartet, doch dass eine komplette Swingerparty im Pool so ganz nebenbei von unserem lieben Ehepaar gegrillt wird, hat mich dann doch überrascht.
Mit dieser Leichtigkeit und dem Nicht-Fragen, ob sowas möglich wäre, gelingt es dem Regisseur, einen durchgehend unvergesslichen Film zu machen, der zudem noch schöne Erinnerungen an den Mix aus Verklemmtheit und den letzten Ausläufern sexueller Revolution aus den 80ern weckt.

P.S.: die Billig-DVD von "Best Entertainment" mag vielleicht das hässlichste Cover der Weltgeschichte haben (Grundschulzeichnung), ist aber auf jeden Fall den Kauf wert.