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I didn’t do it! I didn’t do it!” beteuert Damien beharrlich, als in seiner Gegenwart mal wieder eine Person vom Sensenmann geholt wurde und wir wissen: Der Antichrist ist jetzt im Bart Simpson-Alter angelangt.

Tut das Not? Im Grunde nicht wirklich. Wenn man die Annahme berücksichtigt, dass sich der größte Horror im Kopf des Betrachters entwickelt, wäre der abschließende Blick des kleinen Satansbraten in die Kamera zum Fade Off des Original-Omen genug Horror gewesen - was mag dieses Geschöpf der Hölle, das sich als solches noch gar nicht selbst erkannt hat, wohl in Zukunft planen, um die Welt ins Armageddon zu stürzen? Der Gedanke an den Untergang der Menschheit, der von selbiger behutsam aufgezogen wird und in ihrem Schoß aufwächst wie ein bösartiger Tumor, das ist schon erschreckend - aber muss man das bebildern? Man kann das machen, aber es nimmt der Vorstellung ein wenig den Schrecken. “Damien - Omen II” wirkt sich auf das Original aus wie ein Prequel statt ein Sequel - nicht bewusstseinserweiternd, sondern Vorausgesetztes noch erklärend.

Aber verbunden mit der Coming of Age-Dramatik ergibt sich wenigstens ein bisschen Spannung. Die Unschuld steht dem streberhaften Bengel, der nach dem Tod seines Ziehvaters in die Hände dessen Bruders übergeben wurde, ins Gesicht geschrieben. “Damien - Omen II” erzählt davon, wie der Junge ins Teenageralter stößt und erstmals sublim erahnt, wer er wirklich sein könnte. Seine Intelligenz beeindruckt, ja beängstigt fast schon den abgeklärten Ausbilder an der Militärschule (ein junger Lance Henriksen), vor dem Spiegel befühlt er das verräterische 666-Muttermal und hypnotische Kräfte scheint er auch zu besitzen - auf seinen Blickkontakt hin windet sich ein Nelson-Muntz-Schüler jedenfalls wimmernd auf dem Boden.

Damien-Darsteller Jonathan Scott-Taylor spielt dabei weniger identifikationsförderlich als vielmehr interessant. Man baut schon eine Barriere zu ihm auf, aber als Beobachtungsobjekt erweist er sich als ideal, da man immer darauf aus ist, endlich den Wandel zu erhaschen, der Damien vom bloßen Erbträger zum bewussten Fiesling macht. Dass dieser Wandel so konkret nie gezeigt wird, ist geschickt, bewahrt es der Figur doch ein wenig Ambivalenz, die sie auch bitter nötig hat, um über das Schwarz-Weiß-Schema (Antichrist-Christ) hinwegzukommen.

Handwerklich geradezu klassisch, hätte man “Damien - Omen II” auch mit der Unterzeile “The Awakening” taufen können (die dann der unnötige vierte Teil zugeteilt bekam). Zuerst ein Prolog mit einem wissenden, alten Narren, der mit einem Kollegen in einer Ruine voller Beweise von Sand und Gestein zugeschüttet wird und seine Ewigkeit nun unter Mumien verbringen kann. Dann der Junge selbst, wie er sich auf der Militärakademie anzupassen versucht, wobei die uniforme Schule wie ein unterbewusst von Damien selbst ausgesuchtes Tarnversteck wirkt. Als wolle der Teufel im Menschenkostüm unauffällig unter Seinesgleichen verharren, bis er genug Kräfte erlangt hat, um die rosa Hauthülle von sich zu reißen und blutig zum Erstschlag ausholen.
Die neue Ziehfamilie: Ein William Holden, der als Richard Thorn Gregory Pecks Rolle eins zu eins ersetzt und wieder genau der gleiche Schussel ist, der einfach nicht glauben kann, dass Damien böse ist. Im Gegensatz zu Tante Marion (Sylvia Sidney), die aus unerfindlichen Gründen das verschrumpelte Orakel spielt und alles über den Sohn Luzifers zu wissen scheint - woher auch immer. Grampa Simpson hätte an ihrer Stelle gesagt: “Der Toooooooood!”

Neu an Richard Thorn im Gegensatz zu dessen per Kugelsalat verschiedenen Bruder: Er bringt eine eigene Industrie mit, gleichbedeutend mit einem Spielplatz, an dem sich der Höllenjunge schon mal die Hörner abstoßen kann, um für den Ernstfall zu proben. So gibt es allerhand Unfälle in Aufzügen und auf Betriebsfesten. Ein Wissenschaftler erprobt die Zellteilung und ein Schlittschuhfahrer findet das Eis so interessant, dass er es sich auch nochmal von unten ansehen möchte. Nicht zu vergessen die Hitchcock-Sequenz mit dem Raben, die - ganz ehrlich - in meinen Augen sogar Magic-Moment-Potenzial haben könnte, würde ihr “Die Vögel” nicht aus jeder Pore schwitzen und wäre der Unfallhergang nicht so schrecklich naiv. Böser Hitchcock, hat alles schon gemacht, was soll man da noch neu erfinden können? Der moderne Horrorfilm hat’s aber auch nicht leicht.

In jedem Fall mutieren die wenigen Splatter- und Goreszenen zu selbstzweckhaften Höhepunkten, die kaum mehr Zeichen bevorstehenden Unheils sind. Vielmehr erfüllen sie die Erwartungsquote des Zuschauers, der immerhin einen Vergleich mit “Dawn of the Dead” angestellt haben dürfte. Und selbstverständlich mit den ziemlich spektakulären Sequenzen aus dem Original, die noch heute in gewisser Weise der “Final Destination”-Franchise Paroli bieten. Tatsächlich hat sich die “Omen”-Reihe goretechnisch ganz ähnlich entwickelt: Je weiter die Reihe, desto selbstzweckhafter die Unfälle.

Fazit: Ein Sequel der Kasse wegen, präsentiert mit den charakteristischen, bedrohlich anschwellenden Choralgesängen und gewürzt mit graphisch teilweise expliziten Unfällen, die wie Brotkrümel im Wald zur Orientierung gestreut wurden - dazwischen entwickelt sich die Handlung wellenmäßig von einem Spannungshöhepunkt zum nächsten fort. Das ist trotz sehr stringenter und vom Drehbuch aus vorhersehbarer Storyline durchaus nicht unspannend, ebensowenig jedoch originell. Und wo man schon weiß, was mit Damien geschehen wird, hätte man wenigstens versuchen können, die Geschichte vom Antichristen mit der Coming-of-Age-Story noch stärker zu verknüpfen. Da lag tatsächlich noch Potenzial brach.

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