Es ist wirklich erstaunlich, es gibt Filme, die selbst alte Hasen noch überraschen können. Napoleon Dynamite ist so ein Fall. Aber fangen wir von vorne an:
Diese MTV-Films Produktion bricht mit so ziemlich allen Klischees, die uns Hollywood über die letzten 10-15 Jahre als bare Münze verkaufen wollte. Unser Held Napoleon ist ein Loser, wie er im Buche steht. Er hat eine äußerst miese Frisur, trägt das T-Shirt in der Hose (natürlich OHNE Gürtel), hat nur einen Freund und spricht recht merkwürdig. Normalerweise würde man ihn als einen Nerd bezeichnen, aber das trifft auch nicht zu, da er keinerlei besonderen Fähigkeiten besitzt.
Nun, er selbst, sein Onkel, sein Bruder sowie ein mexikanischer Schüler mit Oberlippenbart sind die Hauptpersonen. Jeder von ihnen ist unglaublich peinlich und alle sind echte Verlierer.
Was will der Film nun? Möchte er sich über seine Hauptdarsteller permanent lustig machen und sie bloß stellen? Nein, das will er nicht. Man lacht zwar über sie und ihre Eigenarten, aber man respektiert sie als Menschen mit Gefühlen, Wünschen und Träumen. Ganz anders als die am Reisbrett scharenweise entworfenen eindimensionalen Charaktere der unzähligen High-School-Filme seit den 80er Jahren.
Den Inhalt des Films zu beschreiben ist schwierig. Eigentlich passiert die ganze Zeit fast nichts. Der Abschlussball steht an, jeder sucht eine Begleitung und noch dazu stehen die Schulsprecherwahlen vor der Tür, die Napoleons Kumpel mit dessen eigenwilliger Hilfe zu gewinnen versucht…
Grob gesagt handelt der Film vom Alltag einiger Verlierer, die sich auch zum Ende hin nicht in einen erfolgreichen Schwan verwandeln (also kein Vergleich mit Werken wie „Eine wie Keine“ ).
Trotzdem oder gerade deswegen vermag der Film vorzüglich zu unterhalten. Durch die Fokussierung der Handlung auf Menschen, die in anderen Filmen allenfalls die Pausenclowns darstellen, erweckt „Napoleon Dynamite“ eine nicht zu unterschätzende Faszination und schafft das Kunststück, dass man anfängt, sich für die Hauptpersonen zu interessieren und große Sympathien zu entwickeln.
Damit ist Napoleon Dynamite ein sehr ungewöhnlicher Film, der mit allen Erwartungen bricht, unter anderem da es kein Happy End wie in normalen High School Filmen gibt. Dennoch passt das Ende sehr gut in das Gesamtkonzept des Films und ist durchaus schön gelöst.
Dieser Film ist sicherlich nicht für die breite Masse geeignet, aber eben auch nicht für diese gedacht.
Für mich war Napoleon Dynamite DIE Überraschung des vergangenen Jahres und einer der schönsten und lustigsten Filme zum Thema High School.
Mit Sicherheit ist er der ungewöhnlichste und allein deswegen schon unbedingt sehenswert
9/10