Die Kritik beruht auf der ungekürzten Softcore-Fassung mit einer Laufzeit von 79 Minuten. Freilich existiert auch eine Hardcore-Version!
Im Zuge diverser Aufklärungsfilme gegen Ende der 60er Jahre und der daraus resultierenden sexuellen Revolution entstand in den frühen 70er Jahren der deutsche Sexfilm, der nach unzähligen Karl May-, Edgar Wallace- und Heimatfilmen zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten Kommerzprodukte der deutschen Filmindustrie avancierte.
Vor allem der österreichische Trivial-Regisseur Franz Antel, Inszenator diverser Schlager- und Heimatfilme wie "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" oder "Ruf der Wälder", war einer der ersten *Pioniere* des Genre und brachte 1967 die schlüpfrige Kostumkomödie "Die Wirtin von der Lahn" in die Kinos, die es aufgrund ihres Erfolgs auf vier Fortsetzungen brachte.
Neben unzähligen Erotikfilmen- und komödien wie "Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen" von Adrian Hoven oder "Liebe durch die Hintertür" oder "Die liebestollen Apothekerstöchter" (beide ebenfalls von Franz Antel) hielt dann die Welle der pseudodokumentarischen Reportfilme erfolgreich Einzug in die deutschen Lichtspielhäuser.
Den Anfang machten dabei die "Schulmädchenreport-Filme" von Ernst Hofbauer, eine Serie, die mit weiteren Reportfilmen wie die "Hausfrauen-", "Ehemänner"-, "Krankenschwestern"- oder "Lehrmädchen"-Reporte lose erweitert wurden.
Neben Antel und Hofbauer war es vor allem auch Franz Marischka, der von dem Erfolg der Sexfilm-Welle profitieren wollte und ebenfalls von der Schlagerkomödie zur Erotikklamotte wechselte und nach "Abarten der körperlichen Liebe" und "St. Pauli Nachrichten" vor allem mit seinen "Kumpel"- und "Lederhosen"-Filmreihen beachtliche Erfolge verbuchen konnte und gleichzeitig ein eigenes Subgenre begründete.
Heutige Stars wie Heiner Lauterbach, Sascha Hehn oder auch Liedermacher Konstantin Wecker ebnete so mancher Auftritt in schlüpfrigen Filmchen den Weg zur großen Karriere, während Sternchen wie Ingrid Steeger oder Elisabeth Volkmann stets das Image der frivolen Ulknudel anhaftete.
Für Peter Steiner war der deutsche Sexfilm die Rettung aus der finanziellen Misere, während Sybille Rauch zum Bussi-Darling der Münchner Schickeria und zum gefeierten Hardcore-Star avancierte. Für sie kam nach dem Aufstieg ganz schnell der tiefe Fall und mit Schlagzeilen wie *Endstation: Drogen-Sumpf* oder *Vom Playboy-Playmate zum Hartz IV-Fall* sorgte sie in einschlägigen Boulevard-Magazinen noch für etwas Gesprächsstoff.
"Nackt und kess am Königssee" ist eine der unzähligen Produktionen von Regisseur Jürgen Enz, der auch unter seinem international klingenden Pseudonym Kenneth Howard für Machwerke wie "Flotte Biester auf der Schulbank" verantwortlich war.
Mit der Legalisierung der Pornographie Mitte der 70er Jahre wusste Enz den von Hardcore-Veteran Hans Bilian ("Josephine Mutzenbacher") entdeckten Geschäftszweig auch für sich zu nutzen und von seinen Filmen sowohl Softcore-Fassungen für die Bahnhofskinos als auch Hardcore-Versionen für die einschlägigen Sexshops zu inszenieren.
Sein "Nackt und kess" ist dabei in das Subgenre der "Lederhosen"-Filme einzuordnen, ohne dabei aber auch nur annähernd deren frech-frivolen Trash-Charme zu erreichen.
Jürgen Enz´ Werke zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie handwerklich auf unterstem Niveau inszeniert sind: Kameraführung, Beleuchtung und Schnitt - alles schlecht.
Die musikalische Untermalung jedes seiner Werke ist so einfach komponiert als hätte sie der Kabelträger mit einem Keyboard abgespielt.
Ein Drehbuch scheint grundsätzlich nie zu existieren, das Szenario wirkt, als wäre jeweils ein hauchdünnes Handlungsgerüst plump und krampfhaft mit primitiven Sexszenen gefüllt worden, die jegliche Ästhetik oder auch nur den Hauch von Erotik vermissen lassen. "Nackt und kess" macht da keinen Unterschied und reiht sich ohne nennenswerte Höhepunkte in die Filmographie des Regisseurs ein.
Lobenswert sei zu erwähnen, dass zumindest die weiblichen Darsteller für Enz` Verhältnisse recht ansehnlich sind, neben diversen Sexszenen aber vor allem plumper Klamauk das Geschehen dominiert. Es gibt nur wenig gute Gags und so hält sich der Unterhaltungswert hier ziemlich in Grenzen.