Noch bevor sie zusammen „The Royal Tenenbaums“ und „Die Tiefseetaucher“ drehten, machten sie „Rushmore“. Die Zusammenarbeit zwischen Regisseur Wes Anderson und Darsteller Bill Murray funktionierte auch 1998 schon sehr gut. Zumindest das Ergebnis kann auf ganzer Linie überzeugen und war vor dem Erfolg der genannten Filme Andersons eine Art Geheimtipp.
Die Geschichte um den völlig verspulten Schüler Max Fischer (Ex-Phantom Planet-Drummer Jason Schwartzman), der sich zwar in allen möglichen Dingen engagiert, aber nirgendwo wirklich gut ist und sich zu allem Überfluss unsterblich in seine Lehrerin verliebt, ist herrlich schrullig und auf eine angenehme Weise unspektakulär inszeniert. Regisser Anderson schafft es, skurrile und alberne Situationen zu erschaffen, diese jedoch zurückhaltend zu inszenieren. Gerade Bill Murray, der als Konkurrent von Max das Herz der Lehrerin gewinnt, kann durch sein typisch stoisches Spiel überzeugen. Wenn sich die beiden mit immer drastischeren Methoden sabotieren, steht die ruhige Inszenierung im Gegensatz zu den eskalierenden Mitteln der liebeskranken Männer. Vor allem diese Szenen bleiben beim ersten Sehen hängen, doch der Film hat noch viel mehr zu bieten! So macht er sich nie über den jungen „Helden“ Max lustig, obwohl dieser durchaus hassenwerte Eigenschaften hat: Er ist ein neunmalkluger Streber mit einer großen Klappe. Trotzdem ermöglicht der Film eine Identifikation mit ihm, genauso wie mit dem alternden Charakter Bill Murrays, der durch die Liebe zur jungen Lehrerin noch einmal aufblüht.
Dadurch, dass sich „Rushmore“ im Gegensatz zu „The Royal Tenenbaums“ auf eine überschaubarere Anzahl von Charakteren beschränkt, haben diese auch mehr Zeit, den Zuschauern ihre Marotten zu demonstrieren. „The Royal Tenenbaums“ ist da schon eher ein Overkill an skurrilen Charakteren und gewährt so den einzelnen Figuren nicht so viel Platz, wie „Rushmore“. Insofern kann man Bill Murray hier unverfälschter genießen. Aber auch Jason Schwartzman muß man lobend erwähnen, schließlich hat er für die Schauspielerei die erfolgreiche Band Phantom Planet verlassen. Zumindest seine Leistung in „Rushmore“ macht diesen Schritt nachvollziehbar, denn wie schon oben beschrieben, hat er die nicht gerade leichte Aufgabe, einem nervenden Charakter positiven Seiten herauszuarbeiten. Er macht dies gut und so ist es bei Ansicht des Films kaum zu glauben, dass der Schauspieler auch Drummer einer angesagten Band war und sich vermutlich einigen Groupies persönlich vorstellen konnte. Aber dies zeichnet ja auch einen guten Darsteller aus.
Wer sich mit Mainstreamkomödien nicht so recht anfreunden kann, sondern sein Heil lieber in intelligenten und skurrilen Kömodien sucht, der liegt bei den Filmen von Wes Anderson goldrichtig. Sein eher unbekannes Werk „Rushmore“ ist ein definitiv sehenswerter Film, der auch von den neuen Fans des Comedyveteranen Bill Murray bedenkenlos goutiert werden kann. Nach „Lost in Translation” ist der Murray ja wieder in aller Munde, obwohl er in den Jahren zuvor von der großen Bildfläche verschwunden war. Dass er auch in dieser Zeit großartige Filme gemacht hat, beweist „Rushmore“ eindrucksvoll!
Fazit:
9/10