Silver Hawk (Michelle Yeoh - Tiger & Dragon, Der Morgen Stirbt Nie, Police Story 3) ist eine weibliche Superheldin, die immerzu gegen böse Gangster antritt. Davon ist weder der neue, etwas trottelige Polizist, der sich dadurch seiner Kompetenz gekränkt fühlt, noch der unvermeidliche Oberbösewicht sonderlich begeistert. Wie bei Superhelden üblich, führt Silver Hawk sonst ein normales Leben und schlüpft nur ab und zu in ihr Kostümchen. Im normalen Leben kommen sich unsere Heldin und der Polizist näher, der natürlich zu doof ist, um die wahre Identität von Silver Hawk zu durchschauen. Ach ja, und dann gibt es noch irgendeinen Wissenschaftler, der irgendeine dämliche Erfindung im Zusammenhang mit KI gemacht hat, mit der man Menschen auf irgendeine Art und Weise kontrollieren kann. Da äußert sich darin, dass ein Hologramm in menschlicher Gestalt (wie aus Star Wars) zu einem spricht, und man seine Anweisungen befolgen muss. Diese großartige Erfindung will sich der Oberbösewicht des Films zueigen machen, um die Weltherrschaft zu erlangen.
Der neue Film mit Michelle Yeoh verkörpert eigentlich genau das, was ich am modernen SF-Actionfilm made in HK nicht mag. Diese billig aussehenden, möchtegern-futuristischen Sets, wo alles silbern glänzt und einfach ultra-modern ist (man könnte auch sagen: X-Men für ganz Arme). Das geht dann weiter über Armbanduhren und Handys, die ganz tolle Sachen machen können, ferngesteuerte Motorräder und ähnlichen Quark.
Die Leute – insbesondere die Bösen – tragen häufig silberne hippe Mäntel und ähnlich coole Sachen.
Die Action ist fast immer in Zeitlupe, mega-cool (noch viel cooler als alle drei Matrix-Teile zusammen) und schnell-geschnitten und wirkt des öfteren eher unfreiwillig komisch - von einigen ganz gut choreografierten Fights abgesehen.
Der Bösewicht: Ich weiß nicht, was der Typ vorher in seinem Leben gemacht hat - geschauspielert kann er aber nicht haben. Wahrscheinlich hat er vorher viele Wettbewerbe im dämlich Herumglotzen gewonnen und sich auf diese Weise für diese Rolle qualifiziert.
Die Dialoge: Bestimmt wurden sie nicht von einem Angehörigen der menschlichen Rasse geschrieben, denn ich habe mal irgendwo gehört, dass der Mensch eine halbwegs intelligente Spezies sein soll, die zumindest Schafen und Hühnern geistig überlegen ist. Vielleicht habe ich mich aber auch geirrt.
Das Drehbuch: welches Drehbuch? Ein Drehbuch oder etwas ähnlich Unnötiges schienen die Macher für etwas zu halten, das nur anderen zustößt.
Wer Perlen wie The Avenging Fist und Black Mask 2 gesehen hat, kann sich wahrscheinlich gut vorstellen, was ich mit dieser Auflistung meine. So schlimm wie die beiden genannten Meisterwerke ist Silver Hawk zum Glück nicht. Das liegt vor allem an einer glänzend aufgelegten Michelle Yeoh, die zum Glück im Gegensatz zu John Woo, Jackie Chan & Co. nicht zur Hollywood-Schlampe geworden ist. Sie schafft es, den Film ihren Stempel aufzudrücken und allein durch ihre Präsenz aus dem Tal der Trauer immerhin ins Mittelmaß zu retten; eine Leistung, die man gar nicht genug in den Himmel loben kann. Man merkt richtig, dass sie jede Menge Spaß beim Drehen dieses Films gehabt haben muss, und dieser Spaß überträgt sich auch auf den Zuseher.
Der andere Grund, der den Film vor dem völligen Scheitern bewahrt, besteht darin, dass Siver Hawk in den ersten 20 Minuten (nach einer einleitenden spektakulären aber etwas lächerlichen Action-Sequenz) eine unterhaltsame Komödie ist und erst dann so richtig mit der Action loslegt (und dabei qualitativ kräftig abbaut). Aber auch im späteren Verlauf sind die komödiantischen den actionlastigen Momenten vom Unterhaltungswert her klar überlegen. Wobei ich nicht abstreiten möchte, dass es immer wieder eine Augenweide ist, Michelle beim Männerverprügeln zuzusehen. Aber die vielen Zeitlupen, wehenden Umhänge und die allgemeine Optik zerstören das Bild häufig leider wieder.
Fazit: Silver Hawk ist ein richtig dummer Film, der aber von seiner großartigen Hauptdarstellerin Michelle Yeoh lebt, die zwar darstellerisch überhaupt nicht gefordert wird, aber durch ihre Ausstrahlung mit viel Schwung und Elan diesen Film über die Runden retten kann. Dadurch erhält Silver Hawk doch noch trotz aller Schwächen einen ordentlichen Unterhaltungswert. 5/10