Geraume Zeit nach dem völlig zügellosen und leider doch mit sehr viel heißer Luft aufgeblasenen CGI Taifun „Legend of Zu“ meldete sich unlängst Tsui Hark zurück. Natürlich hat Tsui Hark – durch immer offensichtlichere Kreativitätslücken strauchelnd – sich längst vom Wunderkind zum Altmeister des Hongkong Kinos gewandelt, und seine verzweifelten Versuche, gegen die Zeit zu schwimmen, geraten eher sehr bescheiden. Jenseits der aufgesetzten Attitüde, dem Kino neue Ebenen planieren zu wollen, jedoch entstand im letzten Jahr XANDA. Der unter der Regie von Marco Mak realisierte Streifen präsentiert sich als ein – im besten Sinne des Wortes – extrem bodenständig inszeniertes Boxerdrama. Die durchdachte, stets nachvollziehbar und mit einem großen Spürsinn für die bewegenden Momente inszenierte Geschichte ist ganz offensichtlich viel mehr als nur einen Rahmenhandlung für die fulminant krachend und realitätsnah choreographierten Kämpfe. Shenzhen, die Sonderwirtschaftszone an der Grenze zu Hongong (der Sonderverwaltungszone), bietet das wahrscheinlichste Setting. Hierher, wo die Träume von einem prosperierenden China noch schneller geträumt werden und wo der Puls der Entwicklung durch die Adern der Stadt rast, kommt der Provinzakrobat Qiang. Er glaubt, seine meisterhaften Kungfu-Kenntnisse kapitalisieren zu können. Jedoch muss er auf die sehr harte Tour erfahren, dass sein formschöner traditioneller Style ihm hier keinen Pokal gewinnt. Die Stadt ist im Sanda (Xanda)-Fieber. Sanda ist Combat, eine extrem harte und schnelle Entwicklung der Martial Arts, bei der die Schläge und Tritte – ohne ästhetischen Firlefanz – optimal auf den knochenbrechenden Punkt gebracht werden. Sanda ist wie Shenzhen, die Stadt, in der keine Zeit und kein Raum für Tradition bleibt, ist sinnbildlich für den tagtäglichen modernen Überlebenskampf. Vergessen, was man gelernt hat, um sich in der neuen Umwelt vorbehaltlos zu orientieren. Für Qiang ist dies ein Blut, Schweiß und Tränen-Prozess.
Um das Geld für den Krankenhausaufenthalt seines verletzten Partners aufzubringen, steigt zum ersten Mal in den Ring einer Sanda-Meisterschaft. Seine eklatante Niederlage fordert ihn heraus. Er möchte die neuen Wege lernen, und scheint bereit, alles für das Training zu geben ... seine Traditionen, seine Werte ... seine Liebe. Die gelungene Umsetzung dieses unaufgesetzt allegorischen Gehaltes macht XANDA nicht nur ausschließlich für Martial Arts Fans sehr empfehlenswert. 7/10