Die Purpurnen Flüsse war eine Art überteures Eurotrashmovie mit Starbesetzung. Da jagten zwei Klischeekommissare eine Bande klonender Nazibewunderer akademischen Standes und deren fleischgewordene Träume der Herrenrasse über französische Gletscher und scherten sich nicht zwingend um Logik oder ähnliche Nebensächlickeiten. Man hatte das Gefühl, eine Horde Kiffer hätte im Kreise gesessen und sich überlegt, wie man den Plot des Films noch hanebüchener und gleichzeitig noch unterhaltsamer machen könnte - und das war jetzt nicht negativ gemeint.
Der Film wurde tatsächlich ein Überraschungserfolg und so wurde die Fortsetzung nur eine Frage der Zeit, bzw. der Drehpläne der vielbeschäftigten Hauptdarsteller, Jean Reno und Vincent Cassel. Besonders letzterer scheint zur Zeit etwa fünf Filme im Jahr, zum Beispiel Kunstrotz wie Irreversible, abzudrehen, konnte hier daher nicht mitmischen, dafür war Frankreichs Schlagerkaiser Johnny Hallyday beteiligt. Was für ein Deal..
Frankreichs wohl kassenträchtigster Filmschaffender Luc Besson hat sich als Drehbuchautor verdingt und liefert so etwas wie eine noch mehr an den Haaren herbeigezogene Coverversion des ersten, auch schon nicht oscarverdächtigen Teils.
In einem lothringischen Kloster residiert eine als Mönchsbruderschaft getarnte Endzeitsekte, die die biblischen sieben Siegel öffnen und irgend etwas renitent-katholisches auf die Menschheit loslassen. Was genau habe ich vor lauter Blut und Blei, beim Vorgänger abgeschauten Verfolgungsjagden, fliegenden Kung-Fu-Mönchen ohne Gesicht, Endlosschießereien und dämlichen Buddy-Movie-Scherzchen nicht verstanden. Führer des Endzeit-Kults, der sogar den wiedergeborenen Jesus ins Krankenhaus ballert ist niemand geringeres als der große und mächtige Christopher Lee, der auch Miete bezahlen muß, als Generalkonsul Heinrich von Garten (wirklich..), Beauftragter des Deutschen Amts für Kultur und Religion, einer Einrichtung, der jetzt eine persönliche Bewerbung des Autors dieses Artikels vorliegt. Jean Reno hat jetzt einen jungen und farblosen Action-Franzosen im Schlepptau, der Cassel eher imitiert als ersetzt und die Gletscherforscherin aus dem Erstling ist diesmal eine Religionswissenschaftlerin mit Großkaliberwaffe in der Jackentasche. Einer der Unterbullen wird von der wohl furchtbarsten deutschen Synchronstimme gesprochen. Eine mit einem "S" gleich "SCH" Sprachfehler geschlagene Jodelstimme, die auf MTV die Big Urban Myths Show mit zusammenhanglosem Geschrei unterlegt und die Hauptrolle in der eigentlich ganz netten Leichenbestatter-Comedy-Soap Six Feet Under kaputtgemacht hat.
Nach neunzig Minuten des undurchsichtigen Action-Nervenkriegs mit pseudo-mythischen Indiana Jones-Einsprengseln sind dann die Guten gut, die Bösen tot und der Hund von Jean Reno heißt wie sein neuer Kollege. Teil drei kommt bestimmt. Als Extra gibt's eine Featurette über die Dreharbeiten. Der Regisseur ist ein Unsympath.