Review

Den ersten Teil zähle ich neben "Sieben" und "Das Schweigen der Lämmer" zu den besten Filmen des Genres. Nun beschert uns Oliver Dahan den zweiten Teil, der aber (leider) außer dem Titel und der Hauptfigur nichts mit "Die purpurnen Flüsse" zu tun hat.

[Enthält Spoiler]

Am Anfang steht mal wieder ein Leichenfund, dieses mal in einem Kloster in Lothringen, an der deutsch-französischen Grenze. In Mönch bezieht ein Zimmer, welches ihm nicht zugeteilt wurde, und hämmert erst einmal sein Kreuz in die Wand. Beim Gebet beginnt dieses zu bluten, und man stellt fest, dass die Leiche im Kloster eingemauert wurde. Natürlich ruft man dazu einen Spezialisten für solche Fälle - Kommissar Niemans, wieder gespielt von Jean Reno.

Danach kommt erst einmal die Einleitung der neuen Hauptfigur Réda, die charakterlich sehr an Kerkerian aus Teil Eins erinnert. Nach einem kleinen Fall, der mit der Filmstory nichts zu tun hat, läuft ihm und seinem Team ein Mann vors Auto, der nicht nur auf den ersten Blick Jesus sehr ähnlich sieht.

Inzwischen kommt es auch schon zum zweiten Mord, ein Zollbeamter wird in seinem Büro am Flughafen von einem Mann in Mönchskutte brutal an die Wand genagelt und ermordet. Rédas Jesus murmelt derweil im Krankenhaus etwas von der bevorstehenden Apokalypse und einem Buch, mit dem man zu Gott sprechen kann, kurz bevor ein weiterer Mönch versucht auch ihn umzubringen. Réda verfolgt den Angreifer und merkt, dass der Mönch wohl übernatürliche Fähigkeiten besitzt, die auch später noch mal unter Beweiß gestellt werden.

Natürlich erfolgt nun die Zusammenarbeit von Niemans und Réda, man zieht noch Marie, eine Expertin für Religiöse Fragen hinzu und wenig später taucht auch noch ein zwielichtiger alter Mann namens Heinrich von Garten (Christopher Lee) auf, der natürlich auch hinter dem Buch her ist. Viele Morde später, die erwartungsgemäß alle zum Kloster führen bekommt der Zuschauer dann auch schon den Showdown, der in seiner Art lässig von "Jäger des verlorenen Schatzes" geklaut wurde und an Unlogik nicht zu überbieten ist.

Somit wären wir beim Hauptproblem des Films: die (fehlende) Logik. Während des gesamten Films tun sich derartig viele Logikfehler auf, dass sie selbst einem unaufmerksamen Zuschauer auffallen müssen.

Aber auch ansonsten ist die von Luc Besson geschriebene Story schlichtweg schlecht. Eigentlich wird jedes Klischee ausgenutzt, welches das Genre kennt, besonders die Rolle des Christopher Lee strotzt von diesen. So erkennt man schon am ersten Auftritt, dass er der Böse sein muss, zudem wurden ihm aber noch ein paar Nazigedanken auf den Leib geschrieben. Er will mit dem Buch ein neues, weißes Europa herbeiführen - wie er das allerdings machen will wird nicht erklärt. Auch für die übermenschlichen Kräfte der Mönche findet sich noch eine (lächerliche) Erklärung - Amphetamine, die, wie der Film im Showdown zeigt, schon nach wenigen Sekunden wirken. Dass die angekündigte Apokalypse ausbleibt weiß man schon von Anfang an - dass aber alles übernatürliche in der Geschichte eine banale Auflösung findet, ärgert dann aber schon.

Der Gewaltgrad des Films ist wieder mal relativ hoch und nichts für zarte Gemüter, so wird ein Mann in Nahaufnahme mit Bolzenschussgeräten an eine Wand genagelt, und beim Öffnen eines großen Fischernetzen fallen mehrere abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen herraus.

Von der Atmosphäre her hat man dagegen alles richtig gemacht, wieder einmal wirkt der Film sehr düster und einige Schockmomente sind ebenfalls sehr gut platziert.

Ansonsten ist der Film klar actionreicher als Teil eins, was aber nicht heißt, das sei besser. Im Gegenteil wirkt besonders die vorhin angesprochene Verfolgungsjagd, in der Réda den Mönch jagt, eher ermüdend, da wird minutenlang gerannt - warum packt Réda nicht einfach seine Waffe aus und schießt dem Flüchtigen ins Bein - dass Réda ein ausgezeichneter Schütze ist, zeigt sich am Ende, als er einige Handlanger Heinrich von Gartens im Blindschuss erledigt.

Ebenfalls ist der Film um einiges witziger, was nicht nur an den Logikfehlern liegt, sondern auch ein einigen sehr guten Sprüchen liegt, die zumeist auf das Konto von Réda gehen. Gläubige Christen werden aber besonders einen Spruch nicht sehr komisch finden.

Zu den Charakteren: Jean Reno verkörpert wieder einmal Niemans, und wieder macht er seine Sache sehr gut. Allerdings fehlt der ursprüngliche, trockene Charme von Niemans, der um einiges mehr redet als im ersten Teil. Auch seine Angst vor Hunden ist fast verflogen. Man sieht also irgendwie nicht mehr den "echten" Niemans. Réda muss als neuer Partner herhalten, und natürlich muss er wieder der hitzige Part des Duos sein. Fast jeder Charakterzug erinnert frappierend an Kerkerian aus Teil Eins, etwas mehr Originalität hätte man sich schon wünschen können. Auf die Rolle von Christopher Lee bin ich vorhin schon eingegangen, die restlichen Rollen bieten eh keinen Gesprächsstoff. Marie sagt ab und zu genau das, was man von ihr verlangt, mehr auch nicht.

Fazit:
Actionreicher und witziger als Teil Eins, dafür aber mit einer sehr schwachen Story und sehr vielen Logikfehlern. Auch die eigentlich interessante Rolle des Kommissar Niemans wird zum stereotypen. Dank der düsteren Atmosphäre kein Totalausfall, mehr aber auch nicht. Man merkt dass man mit dem Titel "Die purpurnen Flüsse" schnell noch mal Geld verdienen wollte - das Resultat ist eine überflüssige Fortsetzung.

(4/10 Punkte)

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