4 Jahre dauerte es bis die Fortsetzung des Überraschungserfolgs „Die purpurnen Flüsse“ gedreht wurde. Nicht nur für Genrefans ist der erste Teil ein Geheimtipp. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen, zumal der Star unter den französischen Filmemacher, Luc Besson, Regie führte und mit Jean Reno eine tragende Figur des ersten Teils wieder mitwirken sollte. Die Rahmenbedingungen für „Die Engel der Apokalypse“ scheinen besonders vielversprechend.
Schon auf den ersten Blick sind durchaus gewisse Affinitäten zum ersten Teil erkennbar. Eine überwiegend düstere, verregnete Stimmung sowie dunkle, kalte Orte sind charakteristisch und visuell sehr ansprechend.
Hier kann man wahrhaftig nicht meckern. Auch Jean Reno überzeugt als Kommissar Niemans wieder einmal vollends, indem er die Nachforschungen in gewohnter Manier und stoischer Ruhe, durchführt.
Selbst die Thematik der apokalyptischen Engel, die nach religiösen Motiven morden, um die Offenbarung vorzubereiten, ist so uninteressant nicht und verleiht dem Film den mysteriösen Touch. Das Potenzial ist jedenfalls vorhanden.
Doch der Film krankt an der Inszenierung und inhaltlichen Mängel sowie Logikfehler.
Statt sich nur akribisch neutestamentliches Wissen anzueignen, wären die Produzenten gut beraten gewesen das Drehbuch mit Grundlagen der Medizin und Biologie abzugleichen, da es schlichtweg peinlich ist, welche Logikfehler der Film, gerade in diesen Bereichen, beinhaltet. Generell wirkt die Auflösung und Erklärung der Geschehnisse sehr „apokalyptisch“.
Ferner basiert der Plot derart auf Zufällen bzw. wird dadurch vorangetrieben, dass es nicht mehr im Bereich des Normalen liegt bzw. die Grenze des Erträglichen überschreitet.
Damit sind die Kritikpunkte leider aber noch nicht abgehandelt, denn die Fehler beschränken sich nicht nur auf inhaltliche Mängel, sondern auch auf gewisse Aspekte hinsichtlich der Inszenierung.
Jene obig beschriebene gute Atmosphäre durch visuell überzeugende und beeindruckende Kulissen sowie suggestive Stimmung ist lediglich temporär, weil es ansonsten nur selten gelingt Spannung zu erzeugen. Dafür ist jede vermeintlich spannende Situation zu vorhersehbar. Um eine wenig Dynamik, Action und Dramatik zu vermitteln wurden viele Verfolgungsjagden integriert. Darüber hinaus gibt es eine Menge an „purpurne Flüsse“ in jeglicher Form.
Das wird einige trösten, da dies für den Unterhaltungswert förderlich, aber letztendlich deutlich zu wenig für einen Thriller ist, der sich anmaßt einen gewissen inhaltlichen Anspruch zu haben.
Was Christopher Lees Rolle für einen Zweck hat, ist, ohne zuviel zu verraten, schlussendlich nicht ganz klar. Seine Person wurde unnötig für eine fragwürdige Rolle vergeudet.
Diese Absurdität näher zu erläutern ist allerdings an dieser Stelle nicht zweckmäßig, weil dadurch inhaltlich deutlich zuviel verraten würde und darüber hinaus dazu führt in historische und politische Angelegenheiten abzudriften, was nun wirklich unnötig wäre.
Durch grotesken, inhaltlichen Schwachsinn und eine schlechte Inszenierung werden wesentliche Elemente wie Mystery und Krimi weitgehend kaschiert, so dass „Die purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apokalypse“ nicht nur eine unbefriedigende Fortsetzung des ersten Teils, sondern auch nur ein durchschnittlicher, mit Fehlern behafteter Thriller, ist. (4,5/10)