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Ihnen fallen die Haare aus, sie sind leicht reizbar und lärmempfindlich, sie bekommen übermenschliche Kräfte und sie werden außerordentlich gewalttätig. Ganz normale Bürger macht Jeff Liebermann in seinem Debüt zu blutrünstigen Killern, verseucht von "Blue Sunshine". In Zeiten aufkommender Ökokatastrophen entwickelt sein Drehbuch ein epidemisches Horrorszenario, in dem Jerry (Zalman King) dem rätselhaften Morden scheinbar unbescholtener Mitbürger auf die Schliche kommt und eine Verbindung zu der Droge "Blue Sunshine" mit ihren Spätfolgen herstellt. Erstaunlich ist die Charakterisierung der ehemaligen Drogenkonsumenten, die jetzt nach zehn Jahren Familen gegründet bzw. Karierre gemacht haben, die 68er Generation schielt nur zu deutlich durch. Keine heruntergekommenen Freaks, sondern Bestandteile der produktiven US-Gesellschaft, die nun Amok laufen. Wirkliche Sozialkritik, wie sie George A. Romero zu seiner Zeit mit "Crazies" oder seiner Zombietrilogie etwa unterschwellig einbrachte, wäre zwar etwas verklärend, die paranoide Angst des LSD-Users vor Spätfolgen jedoch spürbar. Nicht zuletzt aufgrund des ausgenommen guten Scores sind die Anfälle unheimlich, mehr auf Psychoaction als auf Blut setzend. Auch feierliche Anlässe und sogar eine nächtliche Shopping Mall sind davor nicht sicher, womit wir wieder bei Romero, genauer gesagt bei "Dawn Of The Dead" wären. Trotz aller Einfachheit gegenüber jenem Zombieklassiker versteht es Jeff Liebermann gekonnt, manch schöne Schrecksekunde zu inszenieren, wenn die verschleiernden Perücken der haarlosen Kranken fallen und die wie von Sinnen mit dem Küchenmesser auf ihre Opfer losgehen, womit die Glatzköpfe in den mörderischen Nachwehen ihres Drogenwahns an die Mansonfamilie erinnern. Filmisch ist die Arbeit zwar nur solide, man sollte auch keinen Non-Stop-Terror erwarten, als zeitgenössischer Horrorfilm ist das einer der besseren aus den Siebzigern, nur nicht ganz so bizarr wie die damaligen Paranoiaableger "Rabid" oder "Shivers" von David Cronenberg. Wer einen kleinen, billig abgedrehten Oldschool-Thriller nicht mit heutigen Maßstäben misst, wird mit diesem ungewöhnlichen B-Film gut bedient.

Fazit: Ein unterbewerteter Horrorfilm innerhalb seiner Zeit, Paranoiaschrecken mit subversiven Untertönen. 7/10 Punkten

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