Joshua Marstons Spielfilm Regiedebüt Maria voll der Gnade wird voll und ganz vom Schicksal der Titelrolle getragen, die durch die bezaubernde Catalina Sandino Moreno bei ihrem ersten Schritt vor die Kamera verkörpert wird. Maria ist schwanger und leider nun solo, den Job, mit dem sie ihre ganze Familie ernährt hat, hat sie hingeschmissen. Da kommt ihr das Angebot als Drogenkurier ein mehrfaches kolumbianisches Jahresgehalt zu verdienen gerade recht. Sie schluckt 50 Drogenpäckchen, doch nur eine Latexhülle müsste reißen um sie zu töten.
Nahezu dokumentarisch begleitet Maria voll der Gnade 3 Mädchen, die als so genannte Mulis Drogen aus Kolumbien in die USA schmuggeln. Keine unnötige Action unterbricht den Ablauf, keine überzeichneten Charaktere lockern das Geschehen auf. Genauso natürlich wie Maria wirkt, nimmt man es als realistisch hin, daß die skrupellosen Hintermänner die Mädchen nicht nur unfreundlich in Empfang nehmen und sogar noch die Säuberung der Päckchen vom Kotgeruch verlangen, sondern einer Lieferantin auch kaltblütig den Bauch aufschneiden, als diese vermutlich wegen einer geplatzten Kapsel zusammenbricht.
Vielleicht liegt es an der Gleichgültigkeit der Aufnahmen, daß man kaum dazu neigt, dem Schicksal Marias gespannt zu folgen. Vielleicht liegt es an der wenig neuen Erkenntnis, daß die Opfer von Drogenringen nicht nur Konsumenten, sondern auch ausgenutzte, herzensgute Menschen sind, die in der Maschinerie benutzt werden. Als Zuschauer verfolgt man jede Handlung Marias stets nur mit Hinnahme des Präsentierten, ja, so könnte es passieren. Maria voll der Gnade ist nicht langweilig, plätschert nur leider ohne große Gefühlsanregung am Publikum vorbei. Schade.