1931 inszeniert Richard Oswald die dramatischen Ver- bzw. Entwicklungen in den letzten 39 Tagen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Dafür gewinnt er eine Reihe namhafter deutscher Schauspieler, die in die Rollen der Protagonisten auf der diplomatischen Bühne, aber auch bei Hofe schlüpfen und nachzeichnen, wie Europa nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers immer weiter in den Krieg hineinrutscht.
Der Film orientiert sich dabei an einzelnen historischen Fakten und wirkt über weite Strecken wie ein Doku-Drama. Der Fokus der geschilderten Ereignisse liegt dabei auf dem Zarenhof. Gezeigt wird, wie der schwache russische Zar eher wider Willen durch die Aktionen der Österreicher gegenüber Serbien, aber auch durch die Einwirkungen seines kriegswilligen Hofstaates zur Mobilmachung gedrängt wird. Aber auch die Österreicher und vor allem die Deutschen scheinen zumindest in dieser Sicht auf die Dinge den Krieg verhindern zu wollen. Franzosen und Briten agieren mehr oder weniger als Beobachter, die dann aber bereitwillig ihren Bündnispflichten nachkommen.
Der ganze Film kommt ohne Action aus, spielt als Kammerspiel in den verschiedenen Büros und Empfangssälen der einzelnen Mächte. Die Spannung rekuriert allein aus den verzweifelten Bemühen der diversen Diplomaten, den Krieg noch in letzter Sekunde noch zu verhindern. Aus diesem Grund ist der Film arg gesprächslastig, was nicht jedem gefallen wird, da man sich mitunter schon sehr konzentrieren muss, um alle Redewendungen mitzubekommen.
Der Spiel der Schauspieler gerät nach meinem Geschmack oft ein wenig zu pathetisch - da wird mehr deklamiert als miteinander gesprochen. Dies mag vielleicht dem Stoff geschuldet sein, wirkt aber oft zu gekünstelt und wenig natürlich.
Eugen Klöpfer als Kaiser von Österreich und Reinhold Schünzel als Zar konnten mich in den Rollen der zwei schwachen und überlebten Monarchen, die sicherlich eine nicht unerhebliche Kriegsschuld trifft, überzeugen. Gewohnt gut agieren aber auch Oskar Homolka als russischer Außenminister, Fritz Odemar als deutscher Botschafter in England sowie Heinrich George als Jean Jaurès, erklärter französischer Kriegsgegner, mit dessen Ermordung der Film kurz vor Beginn der Kampfhandlungen endet. Es wundert den Betrachter, dass George kurze Zeit später in so vielen unsäglichen NS-Filmen mitwirken konnte.
Der Film ist heute eher ein Zeitdokument und kann für den modernen Zuschauer nur wenig der Wirkung entfalten, die er bei seiner Uraufführung im Jahre 1931 gehabt haben mag. Trotzdem ist er für den historisch interessierten Cineasten sicherlich ein Gewinn.