Es ist 2010 und dies ist das Jahr, in dem „Ein Zombie hing am Glockenseil“ Kontakt zu meiner Blu-ray-Sammlung aufnimmt. Allein die Tatsache, dass dieser berühmt-berüchtigte „Video-Nasty“ der 80er nun in High-Def für zu Hause erhältlich ist, lässt mich schmunzeln. Kaum zu glauben ist auch, dass dieser Streifen schon dreißig Jahre alt sein soll.
Anfang der 80er sah ich den Film jedenfalls so:
Nachdem der Schulhof-Funk von einem neuen, knüppelharten Zombie-Film mit einem schon viel versprechenden Titel berichtete, zapfte ich die üblichen Quellen (ältere Mitschüler) an. Irgendwann hielt ich das VHS-Tape schließlich in Händen. Heimlich dann, in Abwesenheit der Eltern aber im Beisein zweier Kumpel, zog ich mir die Blutorgie auf einer Bavaria-Video-Kopie rein. Mit verrauschtem 1.66er-Format, Mono-Knisterton und immer wieder mal durchlaufenden Störstreifen.
So richtig verstanden haben wir die wirre Story zwar nicht, aber darum ging es ja auch gar nicht. Entscheidender waren der Kick, der Reiz des Verbotenen, das Bestehen einer Mutprobe, das Mitreden- und Angeben-Können.
In Erinnerung blieben kratzende Fingernägel, Spitzhacke im Sargdeckel, ausgekotzte Eingeweide, zermatschtes Gehirn, Bohrer durch die Backe und die Tatsache, dass Atmosphäre manchmal alles ist. Reichte doch.
Im Juni 2010 sah ich den Film jedenfalls so:
Nachdem ich die US-Blu-ray aus dem Briefkasten holte – was für eine unspannende Beschaffungsmaßnahme für eine einst so heiße Ware – flimmerte Lucio Fulcis legendäres Splatterploitation-Machwerk drei Jahrzehnte nach seiner Entstehung nun in restauriertem 1.080p, eingehüllt in 7.1-Sound und mit einer Diagonale von 3,20 Metern über meine Leinwand. Technisch toll, aber inhaltlich langweilig. Denn:
So richtig verstanden habe ich die wirre Story auch als Erwachsener nicht, aber darum ging es mir heute leider! Was wollte uns Fulci sagen? Wieso erhängt sich ein Pfarrer auf dem Friedhof, um nachher als Untoter die Kleinstadt Dunwich zu terrorisieren? Wieso stirbt Catriona MacColl bei einer Séance und warum wacht sie später im Sarg wieder auf? Warum isst eine Frau rückwärts im Auto? Woher kommt die Leichenwürmer-Flut? Fragen über Fragen, die auch in den mitgelieferten Making-ofs niemand beantworten kann. Und Fulci selbst blickte – wie auch bei „Die Geisterstadt der Zombies“ - wahrscheinlich erst recht nicht mehr durch. Dafür spricht auch, dass er - bis auf weibliche blonde - lieber seine Schauspieler anschrie und einen sogar schlug.
In Erinnerung bleiben Fingernägel, Spitzhacke, Sargdeckel, Eingeweide, Gehirn, Bohrer und die Tatsache, dass Atmosphäre manchmal alles ist. Reicht doch.