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Ein deutscher Kriegsfilm von 1934? Und dann auch noch nach der Vorlage eines Buches von Hans Zöberlein? Das kann eigentlich nicht gut enden, denn Zöberlein war ein Nazi der ersten Stunde. Da kann doch eigentlich nur ein NS-Propagandastreifen entstanden sein und es wundert den Zeitgenossen schon, dass so ein Film jetzt den Weg in den Handel findet.

Doch der Zuschauer wird angenehm überrascht, auch wenn das Zuschauen, genauer das Zuhören meist eine Qual ist. Die Dialoge sind teilweise kaum verständlich. Hier wären Untertitel angebracht. Ansonsten ist der Film in einem Zustand, der seinem Alter entspricht. Die Bildschärfe wechselt ab und an, die Bildqualität wird erst gegen Ende des Films deutlich schlechter, doch lässt sich dies verschmerzen. Das Format hat im Laufe der Jahrzehnte auch etwas gelitten. Ab und an stimmt der Bildausschnitt nicht .

Inhaltlich schildert der Film Episoden aus dem Leben von deutschen Soldaten an der Westfront im Ersten Weltkrieg. Eine durchgehende Handlung liegt zwar vor, ist aber bei weitem nicht so stringent, wie zum Beispiel in dem Klassiker "Im Westen nichts Neues". Erkennbar ist das Bemühen der Produktionsfirma, die Szenen so realistisch wie möglich darzustellen. Der Dreck, der Hunger und der Durst, die Erschöpfung werden eindrücklich dargestellt. Beeindruckend das Auftauchen der ersten britischen Panzer. Auffallend ist aber, dass das Sterben zwar gezeigt wird, doch dies immer ohne Leiden erfolgt; der Tod ist die Begleiterscheinung, die aber hier nie die Intensität wie "Im Westen nichts Neues" erlebt. Auch Verletzungen werde nicht in drastischer Form dargeboten. Die Soldaten stöhnen und zweifeln auch, doch bleiben sie auf ihren Posten und erfüllen ihre Pflicht.

Bei der Beantwortung der Frage, welche Absichten die Produzenten mit diesem Film verfolgten, fällt die Antwort schwer. "Stoßtrupp" ist bestimmt kein Film, der den Krieg verherrlicht. Er ist auch kein Film, den man als Anti-Kriegsfilm einstufen kann. Dafür fehlt ihm die klare Aussage. Der Film endet nach 86 Minuten recht abrupt mit dem Tod eines britischen Infanteristen, den deutschen Soldaten in ihrem Unterstand am Heiligabend pflegten. Die folgende Bildtafel "Friede den Menschen auf Erden - Ende" wirkt nachgeschoben und überzeugt nicht.

Überzeugend ist dagegen die ca. 70 minütige Bonus-DVD, die aber nicht in jeder Kaufversion obligatorisch ist. Sie sollte unbedingt vor dem Film gesehen werden, weil dadurch eine optimale Einstimmung ins Thema gewährleistet wird. Zwei Veteranen des Ersten Weltkrieges wurden befragt. Der eine im 108., der andere im 99. Lebensjahr stehend! Dies ist bezeichnend. Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges waren die Schrecken des Ersten so massiv und anhaltend in den Hintergrund gedrängt worden, dass es offenbar niemand für nötig befunden hatte, Teilnehmer des Krieges 14/18 rechtzeitig und umfassend zu interviewen. Dieses Versäumnis wurde nun mit gerontologischen Ausnahmeerscheinungen wenigstens ansatzweise nachgeholt. Ob Zufall oder nicht, beide Personen passen gut zum Spielfilm, denn wie sagte der ehemalige Kanonier? "Es war eine andere Zeit. Wir waren dazu erzogen worden, unsere Pflicht zu tun."

Und so ist dies vielleicht die Kernaussage des Films: Er wollte 15 Jahre nach Kriegsende das Grauen und Elend denen vor Augen führen, die damals nicht dabei waren, und diese Botschaft gilt auch für die Zuschauer, die 90 Jahre nach Kriegsende sich mit diesem Thema beschäftigen.

7 von 10 Punkten

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