Getrennt von einem großen Fluss, liegen das Phönix-Dorf und die Drachen-Siedlung. Im Phönix-Dorf lebt der Clan von Pao Sheng-Feng, welcher händeringend auf einen männlichen Nachkommen hofft, hat seine Frau bisher doch nur Töchter in die Welt gesetzt. Pao-Sheng-Feng möchte, dass die Wu-Tang-Schwertkunst, welche von ihm praktiziert wird, von einem männlichen Erben weitergeführt wird. In der Drachen-Siedlung ist die Situation genau umgekehrt. Hier lebt Er-Long mit seinem Bruder und seinen acht Ziehsöhnen, welche er vor dem Tod durch eine Schar Räuber gerettet hat. Hier wird das Shaolin Kung Fu trainiert und gelebt. Er-Long sehnt sich danach, eine Tochter Paos zu ehelichen, doch die Rivalitäten der beiden Clans, stehen der Eheschließung im Weg. Doch es kommt, wie es kommen muss, wenn die älteren Burschen beginnen mit den Töchtern Paos spielerisch zu flirten.
Shaolin - Kinder der Rache ist von der Struktur her ein sehr seltsamer Film. Der Großteil der Handlung spielt sich wie ein altchinesisches Volksmärchen, das man dem Nachwuchs als Bettgeschichte vorsetzt. Dementsprechend beginnen wir mit einem Zeichentrick Intro, blenden über zu lachenden und spielenden Kindern, die auch gerne mal eine Gesangsanlage zelebrieren, soweit, so Kinderkanal. Erst allmählich klärt sich die Sachlage auf, zwei nicht unbedingt befreundete Familien wohnen am jeweils gegenüberliegenden Ufer. Einerseits die Mädchenphönixe, andereseits die Drachenjungs. So richtig was gegeneinander haben die Kiddies eigentlich nicht, nur die sturen Erwachsenen verhindern die Versöhnung der Shaolin Kampfkunst mit der Wu Tang Schwerttechnik die jeweils eine der Familien perfektioniert hat und wie bei jedem Kinderfilm, weiß der Zuschauer spätestens nach 20 Minuten, das die ganze Sache nur in Massenumarmungen und ewiger Freundschaft enden kann.
Lange Zeit ist wirklich nichts dabei, was man nicht lässig zwischen zwei Cartoons versenden könnte. Die Hauptrolle spielen Kids von vielleicht 8 - 18 (und einem jungen Jet Li in eine seiner ersten Rollen), allerdings wendet sich kurz nach Filmhälfte das Blatt, als ein reltiv herber Überfall von Banditen auf ein Dorf gezeigt wird, Frauen und Kinder nach Herzenslust gemördert werden und vor allem im Schlußkampf als ebenjene Banditen sich rächen wollen und ein munters Kampfgetümmel entbrennt, an deren Ende der Anführer ersäuft und der Infiltrant mit dem Silberblick der die beiden Familien entzweien sollte via blutigen Schwertschnitt im Schritt (aua) in den Gaunerhimmel befördert wird. Ich frage mich da wirklich für welche Zielgruppe der Film bestimmt sein soll. Für Kinder ist es stellenweise zu brutal und die Erwachsenen werden mit dem teilweise infantilen Humor ihre Schwierigkeiten haben.
Das Riesenplus der Kinder der Rache ist allerdings die Kampfkunst aller Beteiligten, sogar die Jüngsten haben authetische Bewegungen drauf, denen man deutlich eine schon jahrelange Kung Fu Schule ansieht. Ebenso werden alle Waffengattungen zum Einsatz gebracht, die das Mittelalter in der Gegend so zu bieten hatte. Besonders das Finale läßt diesbezüglich keine Wünsche offen und kann sich locker mit Filmen von Chan oder Lee messen. Meist enden die freundschaftlichen Kämpfe schiedlich friedlich ohne Blessuren, außer eben wenn die Bösen eingreifen. Es gibt dazu keine Seile, keine Tricks, keine Computeranimationen, alles ist echt, Kompliment an alle Kämpfer.
Insgesamt hat diese Shaolin Legende eine sehr sympathisch naive Ausstrahlung, die selbst die vielen Kinderdarsteller rüber bringen (und ich bin wirklich kein Fan von Rotzlöffeln auf dem Bildschirm). Nach der ersten Viertelstunde hab ich wirklich noch überlegt ob ich mir den Film bis zum Ende antun soll, aber nach den ersten Martial Arts Einlagen hatte sich das schnell erledigt. Der Film ist völlig anders als so die typischen Hong Kong Kung Fu Klopper der 70er und 80er, aber die sympathischen Darsteller und tollen Kampfkünste haben zumindest mich überzeugt.
8/10