Charlie Chan beim Pferderennen (1936)

Ein Pferd gewinnt, der Rennstallbesitzer wird unter Druck gesetzt, will
aber nicht verkaufen und wird tot aufgefunden. Beim nächsten Rennen
versagt der Favorit und offenbar sollen Rennen manipuliert werden.
Charlie Chan greift in die Trickkiste, um den Fall zu lösen.

Da auch Pferderennen in den 30ern nicht nur beim elitären Publikum eine hohe Populartät genossen, ist Charlie Chan beim Pferderennen ein naheliegendes Szenario zur Fortsetzung der Reihe um den hawaiianischen Detektiv mit großer Familie, chinesischen Wurzeln und Sinnsprüchen. Letztere bereichern ebenso wie  Sohn No 1 Lee den spannend und gut in Szene gesetzten Kriminalplot um Mord und Wettbetrug um diverse komische Noten.

Eine sehenswerte Krimi-Unterhaltung mit zeithistorischen Einblicken, wozu auch das Bonusmaterial der Koch'schen DVD-Fassung gut beiträgt.

Da Humor bekanntlich auch vom Zeitgeist geprägt ist, muten uns die slapstickartigen Unbeholfenheiten des Stallburschen heute etwas unglücklich an. Doch unter dem Blickwinkel "besser so als gar nicht" gesehen, bot das Studio in den damals immer noch rassistisch geprägten USA so den Schauspielern afroamerikanischer Abstammung zumindest eine gesellschaftlich akzeptierte Möglichkeit, überhaupt vor der Kamera agieren zu können. In der seinerzeit noch nicht allzu lang vergangenen Stummfilmzeit hatten "Mooren" ja noch von  mit Schuhcreme geschwärzten Kaukasiern gemimt werden müssen.

So betrachtet, erscheinen auch die etwas klamaukigen Auftritte von Keye Luke, der im Gegensatz zum schwedischen Hauptdarsteller Oland auch tatsächlich asiatischer Herkunft war, heute in einem anderen, quasi bahnbrechenderen Licht,

Die frühen Filme der Charlie Chan Reihe wurden so trotz ihres komerziellen Fokus auch zu einem weit reichenden Beitrag zur Völkerverständigung und änderten das Bild "des Chinesen" in der breiten (amerikanischen) Öffentlichkeit weg vom verschlagenen und heimtückischen Verbrecher a la Fu man Chu hin zum gütigen und netten Menschen wie Du und ich.

Klare "Guck-Empfehlung" meinerseits!

TIPP: Dem zeitgeschichtlich interessierten Krimi-Fan sei die große  Detektivbox von Koch-Media empfohllen, die mit 12 frühen Charlie Chan Filmen mit Warner Oland, den 8 bis zum zweiten Weltkrieg gedrehten Mr.Moto Filmen mit Peter Lorre und den 14 teils unverkennbar aus der Zeit des zweiten Weltkriegs stammenden Sherlock Holmes mit Basil Rathbone als Holmes und Nigel Bruce als Dr. Watson verschiedene Studio-Perspektiven aus dieser bewegten Zeit und mit 70€ ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet.