Das südkoreanische Melodram "The Crescent Moon" wurde schon 2002 gefilmt und kam erst 2005 in Südkorea in die Kinos. Ein sehr schlichter aber auch sehr schöner Film den Regisseur Chang Ki-soo abgeliefert hat. Ganz auf die beiden Kinderdarsteller beschränkt, dreht er manipulativ aber ebenso effektiv an den Stellschrauben für Mitleid und Mitgefühl bei seinen Zuschauern. Dass dies auch tatsächlich funktioniert liegt nicht an der Story, die ist nicht sonderlich innovativ oder auf Twists ausgelegt ; es liegt an den beiden vorzüglichen Kinderschauspielern und der zurückhaltenden Inszenierung. Der Film erscheint in seiner Gesamtheit stimmig und sympatisch und er hat mich als Zuschauer zum Ende auch gepackt. Wer also melodramatischen Stoff aus Südkorea mag und weiss wie schonungslos dort auch Geschichten mit Kindern sein können, der riskiere einen Blick.
Der junge Na-Na ( gespielt von Lee Yo-seob ) lebt bei seiner Grossmutter auf einer kleinen Insel vor dem koreanischen Festland. Die beiden leben in schlichten Verhältnissen und von seinen Eltern fehlt jede Spur. Die Grossmutter ( gespielt von Kang Boo-ja ) zieht ihn auf und sorgt in kärglicher Umgebung für ein Zuhause. Im Alter von vier Jahren lernt Na-Na seine kleine Schwester Oh-gi ( gespielt von Han Ye-rin ) kennen ; auch sie wird von der Mutter nur bei Grossmutter abgeliefert und alleine gelassen. Der Zuschauer bekommt weder Mutter noch Vater der beiden Kinder jemals zu sehen ; ebensowenig sehen die Kinder sie selber.
Schnell ist die Grossmutter mit der Situation überfordert und Na-Na muss auf seine kleine Schwester aufpassen. Natürlich ist auch Na-Na mit dieser Aufgabe völlig überfordert und es entstehen Spannungen zwischen den Geschwistern. In der Schule wird Na-Na zum aufsässigen Raufbold und die Fragen und Sehnsüchte nach einer intakten Familie werden bei beiden Kindern immer grösser. Als bei Grossmutter der Rücken nicht mehr mitmacht, muss die ganze "Familie" nach Seoul umziehen und wird dort immer wieder hin und hergerissen.
Ein immer aktuelles Thema ; elternlose und vernachlässigte Kinder in einer ansonsten so reichen Gesellschaft. Kinder ohne Kindheit oder ohne Chance auf ein besseres Leben in einer ignoranten und selbstsüchtigen Welt von Erwachsenen. Die Unterernährung von Oh-gi und ihre Behinderung in Form eines Buckels wirken da nur noch als Steigerung. Die Hassliebe zwischen Na-Na und Oh-gi geht ans Herz und das soll sie ja auch gefälligst. Er schämt sich für sie und macht sie für seine schlechte Situation verantwortlich ; trotz seiner Ablehnung ist ihr Bruder für Oh-gi ihr ein und alles. Die Momente des kurzen Glücks der beiden mit Na-Na´s aufmerksamen Lehrerin ( gespielt von Jang Seo-hee ) werden durch die Abreise nach Seoul jäh beendet. So bleibt der Film eine Suche der beiden Kinder nach einer intakten Familie und ein einziger Kampf der Grossmutter diese zu bieten.
Die beiden Kinderdarsteller sind für koreanische Verhältnisse gewohnt solide und beide spielen sich problemlos in die Herzen des Zusehers. Kang Boo-ja spielt in jedem zweiten TV-Drama in Südkorea die Grossmutter, diese Rolle ist somit Routine. Ansonsten bleibt nur noch der kurze Auftritt von Jang Seo-hee als junge Lehrerin im Gedächtnis, kurze Momente des Glücks in einer sonst grauen Kindheit.
Es bleiben stimmige Bilder in einer vorhersehbaren Geschichte voller Melodramatik und leider auch voller Klischees. "The Crescent Moon" ist somit gewohnt gute melodramatische Filmkost aus Südkorea die mir 7 Punkte wert ist.